Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Dasing: Die Felsenburg


 

Vorwort
(von Klaus Düdder)


Liebe Leserin,
lieber Leser,

im Bericht Eine Reise zu den Karl May-Festspielen Bad Segeberg 2017 kann man im Text von Gabriela Steinel als letzten Satz lesen:

"Als wir mit vielen tollen Eindrücken und einer Menge Bilder zurück nach Hause fuhren, ahnten wir noch nicht, dass unser nächster Bühnenbesuch zwei Wochen später in Dasing ganz anders werden sollte als geplant. Doch davon an anderer Stelle mehr."

Nun, diese Stelle ist hier, denn hier werden Sie mehr über die diesjährige Aufführung Die Felsenburg finden - Bilder, welche in der ersten Vorstellung nach dem verheerenden Großbrand in Fred Rai Western-City gemacht werden konnten.

Viele Tage bangten wir, ob es überhaupt zu einer Vorstellung kommen würde, nicht zuletzt auch, weil wir Gäste erwarteten, welche per Bahn anreisen mussten.

Der gesamte Dorfplatz bestand nur noch aus Trümmern. Diese Trümmer, die man gut von außen sehen konnte, verbreiteten stellenweise noch den beißenden Geruch von Verbranntem. Gleichzeitig wussten wir, dass hier manchen Menschen buchstäblich alles durch die Flammen geraubt wurde.

Gott sei Dank jedoch blieben die Blockhäuser, das Ferienlager und die Reithalle unbeschädigt, ebenso wie die Freiluft-Arena.

Deshalb ist es wichtig, all den angestellten und freiwilligen Helfern, welche dafür sorgten, dass die Vorstellungen trotz Allem kurz nach dem Unglück weitergehen konnten, nicht nur tiefsten Respekt zu zollen. Es ist ebenso wichtig, das Engagement während der Vorstellung sowie danach auf dem improvisierten Dorfplatz auf der Wiese zu würdigen.

Danke allen Darstellern und all den "dienstbaren Geistern" im Hintergrund, welche uns einen ereignisreichen, schönen Nachmittag bereiteten!

Gabriela Steinel hat zu der ersten Vorstellung nach dem Unglück einen Bericht verfasst, der nicht - wie sonst üblich - auf das Stück eingeht, sondern ihre mit dem Besuch einhergehenden Emotionen beschreibt. Ihre Schilderung war mir so wichtig, dass ich sie um Erlaubnis zur Veröffentlichung auf unserer Seite bat. Ich durfte. Ganz herzlichen Dank dafür! Die Beschreibung fand übrigens auch Eingang in die May-nungen des Karl May Club Österreich.

Ihr K. Düdder

Der Webmaster dankt:
- G. Steinel für den Text
- G. und R. Steinel für die Bilder


 

Seit einigen Jahren ist es für eine kleine Runde der Karl May-Freunde Franken eine lieb gewordene Tradition, im Sommer nach Dasing zu fahren, um in der "Fred Rai Western-City" ein Karl May-Stück auf der Bühne zu sehen.

 

Wer schon einmal in Dasing war weiß, dass die Western-City klein war, überschaubar, aber gerade deshalb gemütlich und familiär. Hier laufen sich Besucher, Gäste und Darsteller zwischen den Vorstellungen auf dem Dorfplatz (bestehend u.a. aus dem Souvenir-Shop, dem Fred Rai-Museum, dem Saloon, den Wohngebäuden der Schauspieler sowie der Sanitäranlagen) noch über den Weg.

 

Weil es uns so gut gefiel, haben wir gegenüber weiteren Karl May-Freunden gerne geschwärmt, welche uns dann auch in den vergangenen Jahren begleiteten.

 

Dieses Jahr stand "Winnetou und die Felsenburg" auf dem Programm.

 

Dann jedoch, ca. 14 Tage vor unserem Ausflug-Termin, am 30.07.2017, erreichte uns die erschreckende und traurige Nachricht: Die Western-City ist komplett abgebrannt! Die regionalen und überregionalen Medien berichteten von einem neuerlichen Brand, dem dritten innerhalb kurzer Zeit.

 

Ziemlich bald stand fest, dass der Brand kurz nach Mitternacht am Sonntag, 30.07.2017, im Heulager hinter dem Saloon ausgebrochen war. Wie die "Süddeutsche Allgemeine" berichtete, waren mehr als 400 Feuerwehrleute aus der ganzen Umgebung damit beschäftigt, die Flammen zu bekämpfen. Erschwert wurde laut der Presse die Brandbekämpfung dadurch, dass der Löschteich, obwohl nach den Vorschriften groß genug, für einen Brand dieser Größenordnung doch nicht ausreichend war. Das Löschwasser musste also erst über eine lange Wegestrecke herbeigeschafft werden.

 

Doch das allerwichtigste war natürlich auch für uns die Nachricht, dass es nur drei Leichtverletzte und keine schlimmeren Nachrichten gab (Zitat aus dem "Merkur"):
Bei dem Versuch, das Feuer selbst zu löschen, hätten sich drei Mitarbeiter des Freizeitparks leicht verletzt, hieß es. Ein Helfer erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung, zwei weitere Personen verletzten sich, als sie ein Fenster zerschlugen.)

 

Von dem Brand nicht betroffen war der gesamte untere Teil, also der untere Kiosk, die Arena, das Fort, die Blockhäuser und die Reithalle.

 

Die ganze City vernichtet! Abgebrannt! Wie sollte es weitergehen? Und natürlich fragten wir uns, ob unser Ausflug stattfinden könne?

 

Dennoch: Sehr traurig war und ist es und auch furchtbar für all die Menschen, die auf dem Gelände lebten. Geblieben ist ihnen buchstäblich nichts mehr als nur die Kleidung, die sie in dieser Nacht am Leibe trugen. Persönliche Gegenstände, Fotos, Erinnerungen…alles ein Opfer der Flammen. Auch das Büro mit allem, was darin war - nur noch Asche, ebenso wie die Kostüme, das "Equipment".

 

Wie sollte das so schnell ersetzt werden, so dass die Vorstellungen weitergehen können? Würde es in diesem Jahr überhaupt noch Vorstellungen geben? Die monatelange Arbeit, die Vorbereitung, das Lernen der Texte und die Freude der Darsteller am Spiel - sollte das alles Mitte Juli schon vorbei sein?

 

Wir bangten mit den Dasingern aus der Ferne mit. Und dann zwei Tage vor unserem Ausflugstermin die Nachricht: An "unserem" Samstag wird es weitergehen! Wie war das möglich?

 

Hierzu zitiere ich aus einem Interview mit Helmut Urban aus der Augsburger Allgemeinen:
Als er am Sonntag um 10 Uhr zurück aufs Gelände kam, im Old-Shatterhand-Outfit, weil ihm sonst nichts geblieben war, erlebte er das, was ihn seither trägt: den Teamgeist. Mitarbeiter hatten schon Kleidung organisiert, im Lauf der nächsten Zeit gingen viele weitere Spenden ein, teilweise von anderen Festspielstätten. Alle arbeiteten zusammen, die Schneiderin nähte auf Hochtouren, damit die Festspiele wieder starten konnten.

 

So fuhren wir am Samstagvormittag los, holten unsere Karl May-Freunde Katharina Maier und Werner Geilsdörfer vom kleinen Dasinger Bahnhof ab. Dann trafen wir in einem Lokal in der Nähe noch auf Angelika und Ulrich Wasserburger. Dort konnten wir nach der Anreise noch einen kleinen Imbiss zu uns nehmen, bevor wir uns aufmachten zum Festspielgelände. Was uns dort erwartete?

 

Ich gestehe: Als wir vor der abgebrannten Western-City standen, musste ich schlucken und war sehr betroffen. Der Unglücksort war abgesperrt und mit riesigen Planen verhängt. Oben schauten verkohlte schwarze Gebäudereste heraus.

 

Mein erster Gedanke war: Wie muss es dann erst den Menschen gehen, die dort im Wohnhaus alles verloren haben? Oder jenen, die tagtäglich vor Ort sind, um mit Polizei, Brandermittlern und Presse zu sprechen? Der Traum, das Lebenswerk Fred Rais zerstört.

 

Der Zugang zum Festpielgelände war infolge des Brandes verlegt worden. Von dort gingen wir direkt zur Tribüne, welche damals üblicherweise erst eine halbe Stunde vor der Vorstellung geöffnet wurde. Wenige Besucher waren da. Vielleicht haben sich spontane Ausflügler wohl leider auch vom nicht so schönen Wetter abhalten lassen, zu kommen. Es hätten gerne mehr Besucher sein dürfen.

 

Aber die Menschen, die da waren, freuten sich auf die Vorstellung, das konnte man richtiggehend spüren. Es wurde gelacht und voller Vorfreude der Vorstellung entgegengefiebert.

 

Dann aber trat Stille ein.

 

Der Geschäftsführer Volker Waschk trat in Begleitung von zwei Vertretern der örtlichen Politik und Verwaltung vor die Zuschauer. Aufgeregt war er, doch er fand die richtigen Worte, um uns alle zu begrüßen und uns kurz über den Stand der Situation zu informieren. Dann kamen auch seine Begleiter noch kurz zu Wort. Ich hoffe der Applaus von uns - den Gästen und Zuschauern - gab ihm und seinem Team Recht, dass die Entscheidung, in dieser Saison noch weiterzumachen, die richtige war.

 

Damit die Vorstellung überhaupt stattfinden konnte, wurde ein größeres Notstromaggregat in der Nähe der Arena aufgestellt. Die sanitären Anlagen standen nun in Form von weltbekannten Plastikhäuschen am anderen Ende des Weges.

 

Und dann begann die Vorstellung! Ja, man kann sagen: Es war sozusagen die zweite Premiere in diesem Sommer. Sogar die Sonne sandte ihre Strahlen in das Festspielrund.

 

Am Ende der Vorstellung gaben die Zuschauer dem gesamten Team durch "standing ovations" Mut, in diesem Sommer weiterzumachen. Ich wünsche mir sehr, dass dieser Mut anhält und es im nächsten Jahr weitergeht mit der Western-City in Dasing.

 

Nach der Vorstellung waren die Besucher auf die Wiese eingeladen. Dort waren Bänke und Tische aufgestellt worden; es wurde gegrillt und man erhielt dort kalte Getränke ausgeschenkt. Sogar Eis für die Kinder wurde angeboten.

 

Weil alle Programmhefte ebenfalls verbrannt waren und deshalb die im Anschluss an die Vorstellung schon traditionelle Autogrammstunde nicht möglich war, fanden sich alle Darsteller auf der Wiese zusammen und ließen sich fröhlich mit den Kindern fotografieren.

 

Ja, es war improvisiert, absolut. Aber gerade das machte den Nachmittag noch gemütlicher und familiärer. Ich gebe hier gerne etwas wieder, was mir die Mitarbeiterin aus dem Souvenir-Shop gesagt hat: "Wir waren schon immer familiär, doch jetzt sind wir noch familiärer."

 

Wer mag an diesen Worten zweifeln?

 

Nun stellen Sie sicher die Frage, ob und wenn ja wie es weitergeht.

 

Nun, derzeit laufen immer noch Ermittlungen. Dass es Brandstiftung war, steht nun fest. Die Kriminalpolizei sucht nach dem/den Täter/innen. Derzeit (Mitte September 2017) hat die Presse hierzu noch keine weiteren Informationen veröffentlicht. Es wird jedoch berichtet, dass sogar bösartige Gerüchte über die Ursache des Brandes in Umlauf sind. Den Gerüchten treten sowohl Helmut Urban wie auch Volker Waschk natürlich energisch entgegen. Allein: Mit Gerüchten, vor allem bösartigen, ist es wie mit Vogelfedern, die im Wind freigelassen werden - man kann nie mehr alle Federn zurückholen oder einfangen…

 

Ich hoffe aber so sehr, dass es auch trotz dieses herben Rückschlages im nächsten Jahr eine Karl May-Erzählung auf der Dasinger Bühne geben wird.

 

Ich hoffe, dass ein neues Drehbuch von Peter Görlach (unserem "Mister Karl May") geschrieben wird, gespielt von all den engagierten Schauspielern.

 

Ich hoffe, dass es ein Wiedersehen mit Matthias M. als Winnetou und Helmut Urban als Old Shatterhand geben wird.

 

Ich hoffe, dass wir die wunderbaren Pferde wiedersehen, die auf sanfte Art des "Rai-Reitens" geritten werden und über die Bühne galoppieren.

 

Und ich hoffe, dass wir mit den Helden kämpfen, bangen, freuen und uns am Ende fühlen, als wären wir mittendrin gewesen - in der Arena der Dasinger Western-City.

 

Helmut Urban sagt in einem Interview:
"Die Karl-May-Festspiele dürfen nicht sterben!"

 

Dem kann ich nur zustimmen: Macht bitte unbedingt weiter!

 


 

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