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Carl Friedrich May
* 25. Februar 1842 Ernstthal
† 30. März 1912 Radebeul

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Dasing: Old Surehand
Vorwort
Süddeutsche Karl May-Festspiele Dasing: Ein außergewöhnliches Stück fürs Jubiläumsjahr
Liebe Leserin,
lieber Leser,
als Fred Rai 2004 erstmals in die Rolle des Oberverbrechers Frederick Santer schlüpfte, ahnte er noch nicht, wie sehr die legendären Figuren aus der Feder Karl Mays sein künftiges Leben und die Zukunft seiner Westernstadt prägen sollten. Viel ist passiert seither – doch die Süddeutschen Karl May-Festspiele sind geblieben, sind Zuschauermagnet im ganzen Land und überregionales Aushängeschild der Region. Im Jahr 2019 feierten sie 15-jähriges Jubiläum.
Charismatisch wie kein Zweiter verkörperte Fred Rai die Schurkenrollen und war ebenbürtiger Widersacher für das personifizierte Gute, den Apachenhäuptling Winnetou. Als Matthias M. 2004 erstmals und damals eher zufällig ins Häuptlingsgewand schlüpfte, war schnell klar, dass er eine Idealbesetzung ist. Ihm zur Seite standen erfahrene Schauspieler wie Horst Janson, Alexander-Klaus Stecher oder Helmut Urban – und einmal auch Fred Rai.
Es war 2010, als der sonst auf Schurkenrollen abonnierte Fred Rai an der Seite Winnetous kämpfte und Old Surehand spielte. Eine Ausnahme für ein besonderes Stück in einer außergewöhnlichen Saison – und eine Herausforderung, wie Fred Rai damals augenzwinkernd bemerkte:
„Den Bösen brauchte ich nie zu spielen; beim Guten ist es eine große schauspielerische Leistung!“
Im Jubiläumsjahr 2019 kehrte das so besondere und in Dasing bestens in Erinnerung gebliebene Stück „Old Surehand“ vom 26. Juli bis zum 8. September auf die Bühne zurück.
Sven Kramer, mittlerweile mit einem guten Maß an Karl-May-Bühnenerfahrung ausgestattet, schlüpfte in die Rolle des Titelhelden. Im Vorjahr stand er erstmals auf der Dasinger Bühne und gab – wie einst Fred Rai – den Bösewicht, Senator Walker.
Weitere Parallelen verboten sich für den Münchner Schauspieler von selbst:
„Ich habe nicht versucht, Fred Rai in der Rolle eines Bösewichts zu spielen, sondern einen eigenen Senator Walker zu verkörpern. Und so werde ich es auch mit Old Surehand halten.“
Und dennoch haben bestimmt viele unweigerlich an Fred Rai gedacht, als sie Old Surehand sahen. Das Team um Regisseur Peter Görlach hatte sich darum auch etwas Besonderes einfallen lassen, um an diese Einmaligkeit zu erinnern. Eine kleine Hommage an Fred Rai sollte es sein und ein Stück wachgerufene Erinnerung im Jubiläumsjahr.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen des kleinen Berichts sowie beim Anschauen der kleinen Bildershow - Impressionen eines Jubiläumsstückes!
Ihr K. Düdder
Der Webmaster dankt:
- Sissy Kolb (Karl May Club Österreich) für den Bericht
- Gabi und Ralf Steinel für die Bilder
- Süddeutsche Karl May-Festspiele für die Vorlage zum Vorwort
Ein bayerischer Old Surehand - Karl-May-Spiele in Dasing
An einem sonnigen Septembermorgen machte ich mich auf, um per Bahn meine Reise nach Bayern anzutreten. Der ICE kam pünktlich auf die Minute am Hauptbahnhof in Nürnberg an, von da waren es nur mehr wenige Schritte bis zum Hotel.
Zunächst erwartete mich ein wunderbar entspannter Nachmittag, an dem mich Gabi Steinel durch den Tiergarten führte, der nicht zuletzt aufgrund der roten Sandsteinformationen, auf und in denen die Gehege angelegt sind, einen ganz besonderen Eindruck hinterlässt. Die Vorführung mit Robben und Delphinen, herzige Zebras, beeindruckende Löwen, all das wurde durch die Begegnung mit einem "alten Bekannten aus Wien" noch getoppt: Das Eisbärmännchen Nanuq, das via Hannover nach Nürnberg kam, wurde Ende 2007 im Wiener Tiergarten Schönbrunn geboren!
Am nächsten Tag ging es dann nach Dasing, zum eigentlichen Zweck der Reise. Karl May-Freunde aus Nürnberg, Stuttgart und Wien trafen einander zu einem gemütlichen Mittagessen mit anschließendem Besuch der Dasinger Western City, wo heuer im Rahmen des 15-Jahr-Jubiläums der Bühne "Old Surehand" auf dem Programm stand.
(Für die Bildershow bitte auf das Vorschaubild klicken!)
Erstmals seit dem verheerenden Brand im Juli 2017 gab es auf dem Gelände nicht nur Speis und Trank, sondern auch einige Pferdevorführungen sowie Reitgelegenheiten für Kinder. Die spezielle Art des Reitens (Rai-Reiten, nach Fred Rai, der diese Art der Pferdeführung ins Leben gerufen hat), die ohne Sporen, Peitschen und Trensen auskommt und die Tiere nur mittels Schnurhalfter und Körperhilfe lenkt, wurde ebenso bestaunt wie der "Methusalem" der Pferdetruppe, ein 30 Jahre altes Pferd (nach Menschenjahren wäre es stolze 90 Jahre alt!), das sein Gnadenbrot in Dasing erhält. Messerwerfen, das auch so manchem Erwachsenen nicht ganz leicht fiel und ein kleiner Andenkenshop verkürzten die Wartezeit bis zum Beginn der Vorstellung.
Das Stück selbst war, wie bei fast allen Freiluftbühnen, auch hier sehr frei nach Karl Mays Büchern. Die beiden Brüder Old Surehand (Sven Kramer) und Apanatschka (Peter Görlach, der auch für Text und Regie verantwortlich zeichnete) fanden nicht nur nach einigen Abenteuern zueinander, sondern auch zu ihrer verschollen geglaubten Mutter Kolma (Gisela Böhnisch). Winnetou (Matthias M.), Old Wabble (Michael Gleissner), Gunstic Uncle (Michael Englert) gehörten wie beim "echten" Karl May zu den handelnden Personen. Komplett weggelassen wurde hier die Figur des "Old Shatterhand", der in der Romanvorlage doch einer der wichtigsten Protagonisten ist. Ob dies daran lag, dass Helmut Urban dieses Jahr in Burgrieden spielte und daher nicht zur Verfügung stand oder ob dieser Part aus anderen Gründen gestrichen wurde - wir wissen es nicht.
Durchwegs als gelungen konnte man wieder das Bühnenbild und die Kostüme bezeichnen. Glücklicherweise kam man auch heuer mit erfreulich wenig Blödeleien aus, auch die völlig frei erfundene Nebenhandlung um die Ärztin Dr. Susan Thomson, die ein schwerkrankes Mädchen mit Hilfe indianischer Schamanen heilen möchte, fügte sich harmonisch ins Ganze ein. Bewundernswert deren Darstellerin, die Schlagersängerin Claudia Jung, die nur 3 Tage (!) vor der Premiere für die verletzte Cora Schön einsprang und ihre Rolle wahrlich mit Bravour meisterte.
Alles in allem: Ein beinahe ausverkauftes Haus und eine gelungene, unterhaltsame und actionreiche Aufführung, die nicht einmal durch den in der Pause einsetzenden Regen getrübt wurde. Man darf gespannt sein, was sich die Dasinger für 2020 einfallen lassen.
Ein herzliches Dankeschön den Karl May-Freunden Franken für die Gastfreundschaft und für ein wunderbares Wochenende!
Elisabeth Kolb
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