Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Einleitung und Seiteninhalt

 

Auf dieser Seite sind Bühnenberichte von Karl May-Freunden veröffentlicht.

 

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Seiteninhalt:
Bad Segeberg 2018 (Werner Geilsdörfer)
Burgrieden 2018 (Werner Geilsdörfer)
Elspe 2018 (Werner Geilsdörfer)
Elspe 2018 (Dirk Stoll)
Elspe 2021 (Dirk Stoll)


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Bad Segeberg 2018

(von Werner Geilsdörfer)

 

Eine faszinierende Show - und viel Werktreue. "Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg" in Bad Segeberg

 

"Die Felsenburg", der erste Band von Karl Mays Trilogie "Satan und Ischariot", wurde nie verfilmt, der Titel ist also nie ins Bewusstsein der breiten Masse gedrungen. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht", sagt der Volksmund, und das könnte ein Grund sein, weshalb die Bühnen eine Dramatisierung dieses Stoffes über Jahre hinweg scheuten.

 

Tatsächlich waren es die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg, die dieses Experiment 1969 zum ersten Mal wagten. Der letzte Karl-May-Film war ein Jahr zuvor abgedreht worden, die bis heute andauernde Wiederholungswelle im TV sollte erst ein halbes Jahrzehnt später starten. Man konnte es also mal versuchen. Es spricht allerdings für sich, dass die Segeberger daraufhin 36 Jahre lang die Finger von der "Felsenburg" gelassen haben. 2005 erst brachte Drehbuchautor Michael Stamp "Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg" heraus, und fand nur ganz allmählich Nachahmer. 2012 wurde der Stoff in Mörschied behandelt und erst letztes Jahr habe ich eine Aufführung der "Felsenburg" in Dasing gesehen. Es verwunderte mich insofern schon, dass Stamp bereits dieses Jahr sein Stück in Segeberg wieder fröhliche Urständ feiern ließ. Umso gespannter war ich, die Aufführung zu erleben, verbinden sich doch mit Bad Segeberg nachhaltige Erinnerungen...

 

Die traditionellste Karl-May-Bühne stand 1982 vor dem Aus

 

Auch diesen Karl-May-Spielort kenne ich seit 35 Jahren. Im Anschluss an meinen ersten Besuch in Elspe fuhr ich stantepede nach Bad Segeberg. Da gab es "Old Surehand", einen meiner Lieblingsstoffe. Und doch wirkte der Besuch der Spiele nach dem Erlebnis Elspe wie eine kalte Dusche... Die Technik dieser Bühne ließ sehr zu wünschen übrig. Während man in Elspe wie selbstverständlich mit drahtlosen Mikros arbeitete, entdeckte ich zu meinem Entsetzen über der Arena ein Netz von Drähten, an denen zahllose Mikrofone herunterhingen. Die Darsteller, vor allem die berittenen, hatten alle Mühe, sich bei ihren Textstellen immer unter dem geeigneten Mikrofon zu positionieren, um überhaupt gehört zu werden.

 

Ein rascher Szenenwechsel wie in Elspe war am Kalkberg damals noch nicht möglich. Es gab nur wenige Zugänge zur Bühne, was den Drehbuchautor zwang, wie im klassischen Theater vier Akte zu schreiben, die an jeweils anderen Schauplätzen handelten, die sich der Zuschauer allerdings vorstellen musste. Denn das Bühnenbild konnte ja nicht jedes Mal verändert werden. Doch war es genau dieser Drehbuchautor - übrigens dazu noch Intendant, Regisseur und Winnetou-Darsteller in Personalunion - Klaus-Hagen Latwesen, der alles daransetzte, die Karl-May-Spiele wieder in die Höhe zu bringen. Warum "wieder in die Höhe"? Nachdem es Elspe 1976 gelungen war, Pierre Brice zu engagieren, war die Naturbühne im winzigen Sauerlanddorf für Jahre die große Attraktion der Karl-May-Freunde. Segeberg hatte alle Not, seine Spiele überhaupt halten zu können, und die Stadtväter waren 1982 sogar bereit, Karl May am Kalkberg sterben zu lassen. Latwesen ließ sich nicht beirren. Beginnend mit "Old Surehand" 1983 gelang es ihm, durch immer erfolgreichere Produktionen bis zum Jahr 1987 die Zuschauerzahlen von 1982 zu vervierfachen. Wie lohnte man ihm diesen Erfolg? Als Pierre Brice 1986 in Elspe der Abschied gegeben wurde, entließen die Segeberger Stadtväter und die Kalkberg GmbH Klaus-Hagen Latwesen und engagierten den großen Franzosen. Durchaus nicht zur Freude aller Besucher. So grandios Brice auf der Bühne wirkte, seine Stücke, die ab 1988 vier Jahre lang in Segeberg gespielt wurden, überzeugten in keinster Weise. Das wirklich Gravierende: Sie hatten mit Ausnahme des allerletzten Stücks "Winnetou - das Testament" nichts mehr zu tun mit Karl May. Karl-May-Spiele ohne Mayster? Man sprach bereits von Etikettenschwindel. Doch interessierte das die Fans wenig. Konnte Latwesen 1987 nach der Krisenzeit bereits mit 150.000 Zuschauern überzeugen, holte Pierre Brice 1991 350.000 in die Arena am Kalkberg. Die Verantwortlichen konnten konstatieren, dass ihre Entscheidung die richtige war.

 

Was niemand erwartet hatte: Brice wirkte in Elspe wie in Bad Segeberg als Katalysator: Sein Auftreten machte beide Bühnen so attraktiv, dass sie auch nach seinem Ausscheiden weiter existieren konnten. Zumal man in Segeberg fortan auf Startheater setzte. Fünfzehn Jahre lang sollte fortan der "DDR-Winnetou" Gojko Mitic als Apachenhäuptling durch die Arena reiten, an der Seite großer Namen wie Elke Sommer, Ingrid van Bergen, Freddy Quinn, Peter Hofmann, Christian Kohlund, Matthieu Carrière, Christopher Barker, Wayne Carpendale, Reiner Schöne u.v.a. Nach ihm konnte Fernsehstar Erol Sander als Winnetou gewonnen werden, und Gojko Mitic wechselte zu Intschu-tschuna.

 

Angenehme Temperaturen und ein beeindruckendes Bühnenbild

 

Der Himmel war zwar grau und wolkenbedeckt, doch war dies angesichts des heißen Sommers zumindest in der Nachmittagsvorstellung geradezu ein Segen. So war die Arena an diesem 12. August nahezu ausverkauft und auf dem Gelände der Spiele war "high-life". Pflichtprogramm für mich war natürlich wie stets der Besuch des "Karl-May-Centers", wo das lebende Karl-May-Lexikon Ekkehard Bartsch, ehemaliger Mitarbeiter des KMV und 1969 Gründungsmitglied der Karl-May-Gesellschaft, wie jedes Jahr ein reiches Sortiment an Büchern und Fachzeitschriften anbot.

 

Einer der beeindruckendsten Momente ist wie stets der Blick von der letzten Zuschauerreihe auf den Kalkberg und hinunter auf die Spielfläche. Dort prangte ein Bühnenbild, wie ich es noch selten gesehen hatte. Am linken Bühnenrand ragte imposant die titelgebende Burg in die Höhe, in der Mitte zwei Gebäude im mexikanischen Baustil: Rathaus + Bank sowie die "Cantina" des Ortes Guaymas, den Karl May tatsächlich in der "Felsenburg" beschreibt, ebenso wie die Hazienda del Arroyo auf der rechten Bühnenseite. Im Hintergrund rötlich glühende Sandsteinwände - Mexiko pur.

 

Wenn es zum Showdown geht, wird das Bühnenbild geradezu zum lebenden Mitspieler, denn die bereits brennende und an verschiedenen Stellen explodierende Burg bricht an ihrer höchsten Stelle auseinander, der herabfallende Trümmerteil reißt Winnetou und eine weitere Darstellerin mit sich. Ein zutiefst aufwühlender Moment.

 

Erfreulich viel Karl May

 

Die Grundzüge der Erzählung von Karl May tauchen - wenn auch modifiziert - im Drehbuch auf. Da gibt es den bösen Schurken Harry Melton, der hier allerdings kein Mitglied der Mormonenkirche ist, sondern ein trunksüchtiger gewissenloser Gauner. Er will eine Quecksilbermine ausschlachten und dazu eine Gruppe deutscher Auswanderer als Zwangsarbeiter im Bergwerk Almaden Alto missbrauchen. Das Grundstück gehört dem Haziendero Don Timoteo Pruchillo, dessen Hazienda Melton von verbündeten Yuma-Indianern überfallen lässt und das Grundstück dadurch zu einem Spottpreis erwerben kann. Zu den deutschen Auswanderern gehören auch Judith Silberstein und ihr Verlobter Hermann. Doch spielt Judith von Anfang an ein falsches Spiel, macht mit Harry Melton gemeinsame Sache und verrät ihren Verlobten, der von Melton erschossen wird. Winnetou und Old Shatterhand gelingt es, die Intrigen und Machenschaften zu durchschauen und den Verbrechern am Schluss das Handwerk zu legen. Drehbuch-Autor Michael Stamp versucht auch, ein weiteres Roman-Element mit in die Handlung zu integrieren, den noch namenlosen Sohn des Mimbrenjo-Häuptlings Nalgo Mokaschi (im Original sind es sogar zwei Söhne, aber das verträgt die Bühne nicht). Die Figur dieses jungen Indianers bietet ferner die dramaturgische Gelegenheit, eine weitere weibliche Gestalt in das Figurenkarussell einzuführen: Felisa, eine Gastwirtstochter, die den verwundeten Mimbrenjo-Jungen pflegt, was - wie sollte es anders sein? - eine Liebesbeziehung zur Folge hat. Der wieder Genesene wird dann gegen den mit Melton verbündeten Yuma-Häuptling Vete-Ya antreten und diesen besiegen. Er findet damit seinen ersehnten Namen: Yuma-Shetar, der Yuma-Töter.

 

Das Karl-May-Ensemble...

 

So benennt die Stimme aus dem Off beim Schlussapplaus die gesamte Grew der Mitwirkenden. Wie stets kann Bad Segeberg überzeugende Darsteller aufbieten, von denen insbesondere zwei "Könige" herauszuheben sind. Nicolas König - stimmlich präsent wie je - als korrupter Yuma-Häuptling Vete-Ya und Max König als zweikampferprobter Mimbrenjo-Jüngling Yuma-Shetar, beide die ideale Verkörperung ihrer Charaktere. Melanie Böhm überzeugt als Wirtstochter Felisa, die sich in Yuma-Shetar verliebt. Sie ist auch privat die Partnerin Max Königs. Beide haben vor zwei Jahren in Hamburg eine Ausbildungsstätte für junge Schauspieler gegründet.

 

Wenn der Darsteller des Old Shatterhand zum Schlussapplaus in die Arena galoppiert, kündigt der Sprecher aus dem Off an: "Zum 10. Mal als Old Shatterhand: Joshy Peters." Wow, denkt sich so mancher: Schon zehnmal? Was uns die Off-Stimme nicht sagt: Joshy Peters stand als Shatterhand bereits 1987 an der Seite von Winnetou Klaus-Hagen Latwesen. Eigentlich hätte er diese Rolle schon weit über zwanzigmal spielen können. Warum geschah das nicht? Es gibt in der Theaterszene ein interessantes Phänomen: Wir sehen immer wieder hervorragende Leute unter Schauspielern und Opernsängern, die aber ein Leben lang nur in der zweiten Reihe stehen. Offenbar fehlt ihnen das gewisse Etwas, an die Spitze zu kommen. Ist Joshy Peters einer von ihnen? Während der jeweilige Winnetou-Darsteller Jahr um Jahr in die Arena einreitet (Rekordhalter: Gojko Mitic mit 15 Spielzeiten hintereinander) legt man in Bad Segeberg offenbar Wert darauf, den Old Shatterhand immer wieder anders zu besetzen. Wenn dann glamouröse Namen wie Barker oder Carpendale im Programmheft stehen, muss ein Mann wie Peters zurücktreten und eine andere Rolle übernehmen. Das hat er in drei Jahrzehnten meisterhaft gemacht, hat von Intschu-tschuna und Old Wabble bis zum Missouri-Blenter und dem Schurken Roulin ("Im Tal des Todes") alles gespielt, so dass man ihn als Segebergs Allkampfwaffe bezeichnete. Wenn dann mal gerade kein großer Name zur Verfügung stand, durfte der Mann aus der zweiten Reihe wieder als Shatterhand aushelfen. So auch dieses Jahr. Doch in einem Interview bekennt er: "Old Shatterhand ist meine Traumrolle". Und das beweist er auch.

 

Wenn der mittlerweile 60jährige in die Arena geritten kommt, wird es mäuschenstill. Er strahlt eine bezwingende, aber von Ruhe getragene Autorität aus und wird somit zum kongenialen Partner von Jan Sosniok als Winnetou, dem nach einem beeindruckenden Start (grandios wie stets der Ritt durch die Zuschauerreihen rund um die ganze Arena) immer mehr die Rolle des Stichwortgebers zukommt. Erst ganz am Ende des Stücks, wenn die Felsenburg schon in Flammen steht, kommt seine große Stunde als Retter der Gefangenen. Doch die gefährliche Klettertour entlang der Burgfassade übernimmt ein Stuntman an seiner Stelle. Nichts desto trotz gibt Sosniok der Figur des Apachenhäuptlings eine ganz eigene unverkennbare Note - und das nicht nur durch seine virile physische Präsenz. Wie Birkholz in Elspe ist er ein Schauspieler, der durch eine tief berührende, klangvolle Sprechstimme zu beeindrucken weiß, die er nie forcieren muss. - Im Gegenteil. Die leisen Stellen sind die überzeugendsten.

 

Leider kann man das nicht von allen Darstellern sagen. Als Judith Silberstein überschreitet Christine Neubauer oftmals die Grenze zum Schmierentheater. Sicherlich hat sie einen bitterbösen Charakter darzustellen, böser, als Karl May das literarische Alter Ego seiner ersten Ehefrau Emma Pollmer jemals hätte beschreiben wollen. Doch hätte ihr irgendjemand sagen müssen, dass sie immer noch ein Wesen aus Fleisch und Blut darstellt und nicht die Knusperhexe in "Hänsel und Gretel".

 

Jochen Horst als Schurke Harry Melton bewältigt diese Aufgabe überzeugender. Auch er drückt manchmal "auf die Tube" (was der Bösewicht durchaus darf) und versteht es, dem menschenverachtenden Charakter des Gauners Kontur zu geben. Doch kennt er die Grenze zum Chargieren besser als die Kollegin und bietet immer eine glaubhafte Darstellung.

 

Ein Wort zum Stil-Element Klamauk

 

Humor ist bei Karl May ein unverzichtbares Element. Der mit allen Wassern gewaschene Schriftsteller wusste sehr wohl, dass er seine umfangreichen Handlungsromane mit heiteren Charakteren und Szenen würzen musste. Die große Frage stellt sich natürlich, wie bringt man diesen Humor heute zeitgemäß auf die Bühne? Bad Segeberg hatte in dieser Hinsicht immer schon einen Hang zum Klamauk. Ob das Fred Bräutigam als Massa Bob war, Jürgen Feindt als Hobble Frank oder etwa Beatrice Richter als frei erfundene Rosmatilda Polterman - der überwiegende Teil des Publikums schätzte die heitere Unterbrechung des spannenden Handlungsablaufs. Aber nötig waren diese Klamaukszenen alle nicht. Sie dienten nur als Füllmaterial und um etwas Abwechslung in die Story zu bringen.

 

Seit drei Jahren ist der Charakterschauspieler Patrick L. Schmitz mit von der Partie. Schmitz spielt durchaus seriöse Rollen, wie z.B. in Bamberg Shakespeares Othello. Doch hat er ein unnachahmliches Talent, die Komiker-Legende Heinz Erhardt so zu imitieren, dass man den Eindruck hat, das Original stehe in diesem Moment selbst auf der Bühne. Das wird jeder bestätigen, der ihn 2015 als Heinz-Egon Winzigmann in der Produktion "Im Tal des Todes" hier am Kalkberg gesehen hat - eine reine Heinz-Erhardt-Parodie. Das war Äonen entfernt von Karl May, hatte aber rasenden Erfolg. Wundert es, dass man auf ihn zurückgriff und ihm heuer die Rolle des trotteligen Polizeikommissars José Sancho "Speedy" Gonzales gab, der seinen Vorgesetzten, den Jurisconsulto (gespielt von Stephan A. Tölle) durch seine Dummheiten fast an den Rand des Grabes bringt - quasi als kleine Reminiszenz an Inspektor Clouseau? Wenn Klamauk so professionell auf die Bühne gebracht wird wie von Schmitz und Tölle, kann er auch eine Bereicherung sein.

 

Wie geht es weiter auf den Freilichtbühnen?

 

Elspe hat seit vielen Jahren nicht mehr als acht Stücke im Repertoire, die regelmäßig neu inszeniert werden. Intendant Jochen Bludau gesteht, dass er mit neuen Werken nicht experimentieren will, weil sie für das Publikum nicht attraktiv genug sein könnten. Wie sehen das die anderen Bühnen? - Vier davon habe ich dieses Jahr besuchen können.

 

Eine interessante Beobachtung: Im Jahr 2015 hat Bad Segeberg "Im Tal des Todes" auf die Bühne gebracht. 2016 hat Elspe seine Version dieses Stoffes präsentiert, nur zwei Jahre später konnte man die Dasinger Fassung erleben und nächstes Jahr will sich Burgrieden am "Tal des Todes" versuchen. Burgrieden hatte dieses Jahr "Unter Geiern - Der Sohn des Bärenjägers" im Repertoire, und Bad Segeberg kündigt auf der vorletzten Seite seines Programmhefts genau dieses Stück für nächstes Jahr an. "Die Felsenburg" wurde - ich hatte es schon erwähnt - letztes Jahr in Dasing und eben dieses Jahr in Bad Segeberg gegeben.

 

Wird es eng auf deutschen Karl-May-Bühnen, was die Stoffe betrifft? Will man sich auf wenige Erfolgs-Garanten verlassen oder bleibt vielleicht gar nichts anderes übrig? Jochen Bludau hat es ausgesprochen: "Das Publikum ist nicht mehr so Karl-May-bezogen wie früher." Im Grunde unterstreicht er damit nichts anderes als die Volksmundweisheit, die ich eingangs zitiert hatte. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht." Wir wissen nicht, wie die Entwicklung weitergeht. Es wäre schade, wenn die zahllosen Möglichkeiten, die Karl May einmal zur Verfügung gestellt hat, zugunsten weniger zugkräftiger Titel in Vergessenheit geraten würden... Wir werden sehen, was geschieht…

 


 

Burgrieden 2018

(von Werner Geilsdörfer)

 

Auch in Burgrieden siegt das Gute. Nur braucht es dort wesentlich länger.

 

Konnten sich die Karl-May-Produktionen auf der Festspielbühne im oberschwäbischen Burg-rieden steigern, seit ich vor zwei Jahren zum letzten Mal dort war? Das kann man nachprüfen, dachte ich und bestellte spontan für Sonntag, 22. Juli, ein Online-Ticket für die diesjährige Produktion "Unter Geiern - Der Sohn des Bärenjägers". Im Juli gab es nur am Sonntag Nachmittagsvorstellungen ab 17.00 Uhr. Freitags und samstags fanden nur Abendvorstellun-gen statt, und dann hätte ich nicht mehr nach Stuttgart zurückfahren können. Doch offenbar musste ich an diesem 22. Juli lernen, dass ich auch nach der Nachmittagsaufführung nur noch mit Mühe und Not nach Hause kommen konnte… Aber eins nach dem anderen.

 

Karl-May in Burgrieden

 

Vielleicht gibt es Leser dieser Zeilen, die noch nicht viel vom jüngsten Karl-May-Festspielort auf deutschem Boden gehört haben. Originell ist schon einmal der Grund, weshalb es diese Bühne überhaupt gibt. Schwäbischer kann diese Einrichtung eigentlich nicht sein, denn das Unternehmerehepaar Claudia und Alexander Huitz gründete die Festspiele als "Altersversorgung". Offenbar waren beide bislang keine Karl-May-Fans, aber die Idee faszinierte sie. Sie studierten die Festspiele in Deutschland und Österreich, und waren offenbar von der größten Freilichtbühne Mitteleuropas in Elspe/Sauerland so beeindruckt, dass sie diese Bühne auf der Hochebene zwischen Laupheim und Burgrieden in der Nähe des dortigen Flughafens (für das Unternehmen Airbus Laupheim) nachzubilden versuchten. In Mike Dietrich fanden sie einen erfahrenen Karl-May-Drehbuchautor und -Regisseur, der in Bad Segeberg, Elspe und Dasing seine Sporen verdient hatte, und so startete das große Unternehmen im Jahr 2014 mit einer erfolgreichen Produktion von "Der Schatz im Silbersee" mit Profi-Schauspielern. Sogar einen Stargast konnte man verpflichten: Allegra Curtis, die glamouröse Tochter von Christine Kaufmann und Tony Curtis, wirkte als Saloon-Besitzerin mit.

 

Der Erfolg bestätigte das Ehepaar Huitz, weiterzumachen, doch dann kam die Katastrophe. An einem Morgen während der Vorbereitung der zweiten Saison fand Claudia Huitz ihren Mann besinnungslos im Büro liegen. Eine Hirnblutung setzte seinem Leben ein allzu frühes Ende. Wie würde es mit den Festspielen weitergehen? Claudia Huitz sagte: "Jetzt erst recht." https://www.youtube.com/watch?v=Y1rkqsM51ZI

 

Zwischenzeitlich läuft dort die fünfte Spielzeit und nach "Der Schatz im Silbersee", "Winnetou I" "Der Ölprinz" "Winnetou II - Ribanna" steht nunmehr "Unter Geiern - Der Sohn des Bärenjägers" auf dem Programm. Interessant ist, dass es auch in Burgrieden zu menscheln scheint. Denn in diesem Jahr hatte sich die Festspielleitung offenbar nicht nur vom bewährten Regisseur und Drehbuchautor Mike Dietrich getrennt, sondern auch vom Winnetou-Dasteller Ivica Zdravkovic. "Ivi" wurde zunächst als Stunt-Choreograph engagiert und hatte zusätzlich ab 2016 die Rolle des Apachenhäuptlings übernommen. Offen bekannte er sich zu Pierre Brice als großem Vorbild https://www.youtube.com/watch?v=GMeekvAxhgQ. Ich erinnere mich, wie er diesem Anspruch in der Produktion des "Ölprinz" vor zwei Jahren mehr als überzeugend gerecht wurde. Nun wurde er bereits ersetzt... Elspe 1986 lässt grüßen, als man dem französischen Idol dort den Abschied gab...

 

Somit sah es dieses Jahr anders aus: Der frühere Sam Hawkens-Darsteller Michael Müller übernahm eine Banditenrolle und stand aber vorwiegend am Regiepult. Und für Winnetou konnte Max Feuerbach gewonnen werden. Öfter mal was Neues.

 

Der Faktor Wetter

 

Unzweifelhaft ist das Wetter ein ausschlaggebender Faktor bei jeglicher Open-Air-Veranstaltung. "Vereinzelt Schauer" hieß es in der Wettervorhersage für den 22. Juli und "Regen" für den 29. Juli. Also zog ich die mildere Variante vor und buchte den 22. Als ich um 15.30 Uhr in Laupheim aus dem Zug stieg, goss es in Strömen. So was also nennt man in Oberschwaben "vereinzelt Schauer". Während der 10 Minuten, in denen mich das bestellte Taxi zur Festspielbühne nach Burgrieden brachte, waren die Scheibenwischer ununterbrochen in Aktion, und erst als ich auf dem Gelände der Bühne angekommen war, schien sich der Regen zu beruhigen. Die Wolken brachen auf und klarer Himmel wurde sichtbar. Doch das war offenbar nur ein "Fake", wie US-Präsident Trump gesagt hätte. Denn gegen halb fünf zogen sich die Wolken bedrohlich zusammen, und in dem Moment, in dem die Türen zu den Zuschauerreihen geöffnet wurden, gab es für zwanzig Minuten einen Wolkenbruch, wie ich ihn selten erlebt habe. Kein Mensch wollte logischerweise in den Zuschauerraum, alle quetschten sich unter diverse Dachvorsprünge der Essens- und Getränkekioske oder saßen unter der Überdachung der bereitgestellten Bierbänke. Pünktlich 10 Minuten vor Aufführungsbeginn hatte sich der Himmel entladen - - - aber wie sah die Bühne aus!!! Ach du liebes Lieschen! Wäre das Karl-May-Ensemble spontan genug, dann hätte es den "Sohn des Bärenjägers" ad acta gelegt und den "Schatz im Silbersee" aufgeführt. Eine genialere Kulisse als jetzt würde es dafür sehr wahrscheinlich nie wieder geben. Die Bühne war mit Wasser überflutet, ebenso der Abschnitt zwischen Bühne und den amphitheatralisch ansteigenden Zuschauerreihen, so dass niemand in der erste Reihe sitzen konnte, ohne bis zu den Knöcheln in einer hellbraunen Brühe zu stecken.

 

Alle, die jetzt den Zuschauerraum betraten, wurden noch einmal rausgeschickt, denn nunmehr begannen die Entwässerungsarbeiten. Ein Traktor fuhr über die Spielfläche, um den Boden dort wieder "aufzuschoren". Die Pumpe, mittels der man den Zwischenraum zwischen Bühne und Zuschauer "austrocknen" wollte, war heillos überfordert. Etwa 20 Minuten nach offiziellem Beginn, verkündete Regisseur Müller, dass die erste Reihe unbrauchbar geworden sei und die Leute sich doch auf die noch freien Plätze setzen sollten. Er wolle das jetzt gute Wetter nützen, um mit der Aufführung anzufangen.

 

Der Sohn des Bärenjägers

 

Es ist unmöglich ein Karl-May-Buch eins zu eins auf die Bühne zu bringen. Wie viel Karl May kann aber übrig bleiben? Burgrieden ging auf Nummer Sicher und orientierte sich am Film "Unter Geiern" von 1964, der beide Geschichten, die unter diesem Titel erschienen, miteinander verband. So taucht auch in Burgrieden die Verbrecherbande der Geier aus der zweiten Geschichte "Die Geier des Llano estacado" auf und ebenso der Mormonenprediger Tobias (Preisegott) Burton.

 

Bei Karl May steht Martin Baumann im Mittelpunkt, ein 16jähriger Junge, der mit Hilfe von Winnetou, Old Shatterhand, dem Hobble-Frank sowie weiterer Freude die Spur seines Vaters aufnimmt, der im Yellowstonepark von den Sioux-Ogallalla festgehalten wird. Das Drehbuch des Stücks schildert eher eine Vorgeschichte, die es bei Karl May nicht gibt. Marta Baumann, die Ehefrau des Bärenjägers und Mutter Martins, wird durch die Geier-Bande umgebracht. Tobias Preisegott Burton gibt sich als Augenzeuge aus und beschuldigt die Indianer des Überfalls. Der Bärenjäger Baumann beschließt, zu den Sioux zu gehen und seine Frau zu rächen, gerät dort aber in Gefangenschaft, während die Geier sich der Farm Baumanns bemächtigen.

 

Der Reiz des Jugendbuchs geht allerdings verloren, da die Teeniehelden Martin Baumann und sein indianischer Freund Wokadeh von weitaus älteren Darstellern gespielt wurden. Für die humoristischen Sequenzen wurde werkgetreu der Hobble-Frank eingebaut, ebenso wie eine weitere - in Anbetracht der Männerdominanz notwendige - Frauengestalt, Miss Annie Helmers.

 

Turbulentes Geschehen auf der Bühne

 

Warum sollte es Burgrieden anders ergehen, als allen anderen Bühnen in ihrer Anfangszeit? Während man auf schnittige schwarze Mustangs wartet, kommen die Indianer gemächlich auf schwerfälligen Felddragonern auf die Bühne geritten, die sich vielleicht wenige Stunden vorher tatsächlich auf einem Acker nützlich gemacht hatten. Konnte man Old Shatterhands Pferd wenigstens so weit trainieren, dass es auf einen Pfiff hin alleine auf die Bühne kam, erlaubte es seinem Reiter nicht, aufzusitzen, sondern entzog sich diesem Versuch und trabte verlegen und unsicher zum nächsten Bühnenausgang, was im Publikum größte Heiterkeit auslöste. "Er reitet schon mal voraus" kommentiert Old Shatterhand-Darsteller Martin Strele geistesgegenwärtig und erntet damit nun wirklich eine Lachsalve und großen Applaus.

 

Einem durchweg professionellen Schauspieler-Ensemble gelang es leider nur schwer, den Spannungsbogen des "Riesenstücks" von 2 3/4 Stunden zu halten. Hervorzuheben ist der fernsehbekannte Marcus Jakovljevic als Bärenjäger Baumann, der insbesondere durch aufrührende emotionale Stellen wie der Verzweiflung über den Tod seiner Frau für Gänsehaut sorgt. Max Feuerbach als Winnetou hat die doppelt undankbare Aufgabe, sich aus dem Schatten des Lokalmatatdors Ivica Zdravkovic lösen zu müssen sowie natürlich aus dem Schatten des "Übergottes" Pierre Brice. Nach einem etwas nervositätsbedingten schwachen Anfang steigert er sich zu einer wirklich überzeugenden Leistung, die er mit einem artistischen Stunt (Zweikampf mit Häuptling "Schwerer Mokassin") krönt. Martin Strele überzeugt zwar als Old Shatterhand, doch fällt auf, dass den so genannten Hauptprotagonisten Winnetou und Old Shatterhand auf vielen Bühnen nach einem effektvollen Auftritt zum entsprechenden Martin-Böttcher-Leitmotiv immer mehr die Aufgabe der Stichwortgeber für andere Geschehnisse zukommt.

 

Problematisch scheint die Mitwirkung des Hobble-Frank. Zwar gehört die Figur absolut in das Stück, und Dirk Linke - geborener Leipziger - stattet ihn vorlagegetreu mit dem sächsischen Dialekt aus. Doch entspricht der Einsneunzig-Mann mit der dunklen Stimme in keinster Weise dem "kleenen Sachsen", in dem sich Karl May selber spiegelte, und der vielleicht nur ein einziges Mal in der Geschichte der Karl-May-Bühnen mustergültig verkörpert wurde: durch Eberhard Cohrs in Bad Segeberg während der 80er Jahre. Nachdem der Hobble Frank sich entgegen der literarischen Vorlage nicht mit dem dicken Jemmy streiten kann, wird an dessen Stelle Miss Annie Helmers eingeführt, von Daria Trenkwalder sympathisch dargestellt. Wundert es, dass die junge Annie und Martin Baumann (Ferdinand Ascher) am Ende Stücks ein Paar werden?

 

Im Gegensatz zu anderen Bühnen wie zum Beispiel Dasing ist man in Burgrieden mit gewagten Stunts noch sehr zurückhaltend. Insofern war der Zweikampf zwischen Winnetou und dem Sioux-Häuptling Schwerer Mokassin (überzeugend dargestellt von Jannis Hain) ein absoluter Höhepunkt der Aufführung, kurz vor dem Finale, das allerdings in keinster Weise von Karl May stammt. Hoch im Yellowstonepark stürzt der bereits angeschossene Indianer Wokadeh (dargestellt von Alexander Baab - übrigens der erste Winnetou-Darsteller in Burgrieden 2014) den Mormonenprediger und Bandenchef Tobias Burton (Christian Schießer) in den Geysir. Effektvoll aber rätselhaft. Warum opfert sich der junge Wokadeh selbst? Ich bezweifle, dass Karl May diese Idee geschätzt hätte.

 

Das Gute siegt also, aber warum braucht es so lange dazu?

 

Was den Drehbuchautoren in anderen Bühnen wie Elspe und Bad Segeberg in Fleisch und Blut übergangen ist, nämlich ein perfektes Timing, muss in Burgrieden noch trainiert werden. Ein Stück von zweidreiviertel Stunden (ohne Pause) ist in Anbetracht der vielen jungen Zuschauer nicht ideal, zumal es an vielen Stellen einfach nur durchhing. So konnte ich einmal beobachten, dass meine jungen Nebensitzer sich angeregt über die Maus unterhielten, die vor unseren Sitzen durchs Geländer flitzte. Das war offenbar interessanter als Karl May. -

 

Warum muss das Stück - vergleichbar den Monumentalfilmen eines David Lean wie "Doktor Schiwago" mit einer fünfminütigen Musik-Ouvertüre eingeleitet werden? - Warum muss der Hobble Frank minutenlang von der Ursache seiner Beinverletzung sprechen, die ihn zum Hinken zwingt? Das findet sich bei Karl May zumindest im "Sohn des Bärenjägers" nicht und ist für die Handlung völlig unbedeutend. - Durch den Sieg im mehrfach erwähnten Zweikampf zwischen Winnetou und dem Sioux-Häuptling können zwar die Indianer im Kampf gegen die Geier-Bande gewonnen werden, aber warum muss dieser Sieg durch ein minutenlanges Rauchen der Friedens-Pfeife gefeiert werden, bei dem vier Protagonisten noch je ein Sprüchlein absondern müssen - und das zu einer Zeit, zu der jeder dem Finale entgegenfiebert. - Lange Liebeserklärungen zwischen Annie und Martin und zahlreiche Dankesworte des geretteten Bärenjägers Baumann sind genauso überflüssig wie ein großer Schlussdialog zwischen Winnetou und Old Shatterhand. Als das ersehnte "Reiten wir? - Reiten wir!" erklang und beide zum Winnetou-Leitmotiv von der Bühne abgaloppierten, erschien es mir geradezu wie eine Erlösung. Die berühmte Schluss-Sequenz aus den Drehbüchern von Elspe-Chef Jochen Bludau hatten die Burgrieder zwar übernommen, leider nicht sein geniales Timing.

 

Warum schließe ich meinen Bericht mit dieser Beobachtung? Nun, ich saß wie auf Kohlen. Hatte ich mir doch für halb acht Uhr ein Taxi für die Rückfahrt nach Laupheim bestellt. In der Pause (nach einem wetterbedingt verzögerten Anfang von einer halben Stunde und zusätzlich anderthalb Stunden Aufführung allein für den ersten Teil) musste ich als chronischer Handy-Verweigerer die Direktion bitten, das Taxi in Laupheim anzurufen und es für eine halbe Stunde später zu bestellen. Ich konnte nicht ahnen, dass der zweite Teil noch einmal 75 Minuten dauern sollte. So stürzte ich nach den letzten Dialogsätzen davon, ohne den Schlussapplaus abzuwarten. "Ihr Taxi ist schon da!" rief mir ein Mitarbeiter der Festspiele zu. "Sie meinen wohl, ‚noch' da...!" konnte ich mir gerade noch verkneifen. Ich war sehr dankbar, dass der Chauffeur über zwanzig Minuten auf mich gewartet hatte. Aber würde ich jetzt den Zug in Laupheim noch erreichen? Exakt eine Minute vor Abfahrt fuhren wir am Bahnhof vor, und als ich dem Fahrer seinen Obolus in Hand drückte, rauschte der Zug ein. Der gute Mann hat mich nur noch von hinten gesehen. Aber den Zug konnte ich erreichen. Karl-May-Spiele mit kostenlosem Konditionstraining. Öfter mal was Anderes.

 


 

Elspe 2018

(von Werner Geilsdörfer)

 

Nach 33 Jahren - Winnetou II in Elspe

 

Wer hätte das gedacht?

 

Im Jahr 1985 besuchte ich zum dritten Mal die Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe. Für den "Ölprinz" hatte ich mich bereits 1983 eine Woche lang im Reiterhof "Haus Staul" im nahegelegenen Halberbracht einquartiert und fünf Aufführungen hintereinander gesehen. Wie gerne habe ich die Fußmärsche von fast vier Kilometern zur und von der Freilichtbühne bei Tag und - nach der Abendvorstellung - bei stockdunkler Nacht auf mich genommen, weil in dieser nahezu unberührten Gegend immer dann kein Bus fuhr, wenn man ihn eigentlich brauchte. Weil mich die Aufführungen so überwältigt hatten, bin ich im folgenden Jahr gleich zwei Wochen lang im Sauerland geblieben und habe zehnmal "Winnetou I" gesehen. Danach hätte ich ohne Weiteres als Souffleur arbeiten können. Ich kannte die Texte besser als die Protagonisten. Elspe-Besuche erwiesen sich bei mir geradezu als Suchtfaktor, und deshalb wollte ich im Jahr 1985 gemeinsam mit meinen Eltern nur ein Wochenende dorthin, um drei Aufführungen von "Winnetou II" zu erleben und somit etwas auf Entzug zu gehen.

 

Jeder, der diese Zeit damals miterlebt hat, wird bestätigen, dass die Aufführungen hoch über dem kleinen verschlafenen Nest Elspe auf der größten Naturbühne Mitteleuropas zu den unvergesslichsten Eindrücken gehören. Wie schrieb doch ein Kommentator in der Sonderausgabe von "Karl May und Co zu den Karl-May-Festspielen Elspe 1976 bis 1986" auf Seite 85 über diese Zeit? "Elspe, Bludau und Pape - ohne die würde etwas im Leben fehlen." Wie sehr kann ich diese Feststellung unterstreichen.

 

Jochen Bludau, Intendant, Drehbuchautor und Shatterhand-Darsteller, sowie Meinolf Pape, der geniale und grandiose Interpret des "wilden" Indianerhäuptlings, waren die Stützen des Ensembles, das damals weitgehend aus Laiendarstellern bestand. Aber da war noch einmal jemand... Im Jahr 1975 kam Jochen Bludau, der rastlose Erneuerer und Ideenfinder, auf den Gedanken, bei einer Schauspielagentur in Frankreich anzurufen und zu fragen, ob ein gewisser Schauspieler frei sei. Resultat: Der Schauspieler war frei, er kam nach Elspe, schaute sich die Naturbühne an - - - und danach war alles anders. Für zehn Jahre sollte kein geringerer als Film-Winnetou Pierre Brice die Karl-May-Festspiele prägen und die Zuschauerzahlen fast verdreifachen. Mit vierhunderttausend Zuschauern lag Elspe im Jahr 1980 mehr als viermal so hoch wie Bad Segeberg. Nach einem Jahr Pause spielte Brice weitere fünf Jahre von 1982 bis 1986. Warum ihm nach "Winnetou III" der Abschied gegeben wurde, ist bis heute ein Mysterium. Alle vorgebrachten Argumente überzeugten nicht, vom Gerücht der überhöhten Honorarforderungen des Stars bis zu Jochen Bludaus kryptischer Aussage: "Wir wollten unter keinen Umständen ein Pierre-Brice-Theater sein, das Schluss machen muss, wenn der Star abtritt." 1) Bludau musste sich bewusst sein, dass er seine Festspiele demontierte, wenn er diesen Publikumsmagneten entließ. Aber es wurde noch unglaublicher. Auf Bludaus eigene Empfehlung (!!!) 2) ging Pierre Brice danach vier Jahre lang nach Bad Segeberg, nahm seine Fans mit und sorgte am Kalkberg für nie vorher dagewesene Zuschauerzahlen. Wenn es Jochen Bludau auch gelang, in Elspe einen völligen Neustart zu bewirken, bedauerte Pierre Brice in Interviews noch sehr lange: "Elspe hat einen Fehler gemacht."

 

Ich gestehe gerne, in den Filmen habe ich den französischen Winnetou gar nicht richtig zur Kenntnis genommen. Da dominierten Lex Barker und - wie ich zugeben muss - Stewart Granger. Pierre Brice jedoch Jahre später als gereiften Schauspieler mit einer ungeheuren Ausstrahlung auf der Freilichtbühne zu erleben, ihn mit seiner eigenen Stimme und seinem unverkennbaren bretonischen Akzent sprechen zu hören, gehört zu den größten Eindrücken meiner Theaterbesuche.

 

Nach seinem Weggang habe ich Elspe 30 Jahre lang gemieden. Erst vor zwei Jahren kam ich auf die spontane Idee, wieder an meinen ehemaligen Wallfahrtsort zu pilgern. Ich erlebte geradezu einen Kulturschock - denn das verschlafene Örtchen und vor allem das Areal um die Naturbühne hatten sich vollkommen verändert. Aber als ich dann im Zuschauerraum saß und von den Protagonisten ins "Tal des Todes" geführt wurde, da war der alte Zauber plötzlich wieder da. Der Eindruck der unvergleichlichen Bühne und der unverkennbare Elspe-Stil schlugen eine Brücke über 30 Jahre in meinem Bewusstsein. Das Gestern wurde zum Jetzt.

 

In Erinnerung an meinen Besuch 1985 fuhr ich am 8. August dieses Jahres mit großer Spannung zur Aufführung von "Winnetou II". Wie würde sich das Stück verändert haben, ging es mir durch den Kopf. Hätte Bludau, jetzt Drehbuchautor und Regisseur, sein Konzept von damals immer wieder erneuert? Wie verwundert war ich, als ich erfuhr, dass Elspe das Stück "Winnetou II" seit 1985 nicht mehr aufgeführt hatte... Wohl hatte man den ersten Winnetou-Teil mehrfach auf die Bühne gebracht. Und Bludau scheute sich auch nicht - im Gegensatz zu Dasing - den Apachenhäuptling sterben zu lassen. Aber die gesamte Trilogie gab es nicht mehr seit Pierre Brice... Das hat mich doch sehr erstaunt.

 

Bludaus Version der Ribanna-Geschichte

 

Das Drehbuch hat sicherlich an vielen Stellen Verbesserungen erfahren, dennoch griff Bludau weitgehend auf den Text und Handlungsablauf von 1985 zurück. Schon mit Beginn der Aufführung kamen alte Erinnerungen wieder auf. Der Häuptling der Mimbrenjos versammelt seine Stammesmitglieder um sich, um sie zur Büffeljagd zu animieren. Die beginnen - in alter Tradition - erst einmal mit einer großen Reiter-Stunt-Show, bei der 40 Pferde eindrucksvoll über die 100 Meter breite Bühne brettern. Liest man die Rezension von Jutta Laroche in "Karl May und Co" Nr. 153, so wundert sich die Premieren-Besucherin, warum der Häuptling (dargestellt von der Elspe-Institution Wolfgang Kirchhoff) plötzlich Teja Matei heißt und so auch im Programmheft auftaucht, während er vor 33 Jahren Karl-May-gerecht als Tah-scha-tunga fungierte. In meiner Aufführung sowie im YouTube-Mitschnitt, eingestellt am 5. August, heißt er plötzlich wieder Tah-scha-tunga. Was ist geschehen? Das sind sicherlich unbedeutende Details, aber sie sprechen eine eigene Sprache... Nichts erstarrt in Elspe, alles ist in Bewegung.

 

Während die Stammesmitglieder zur Büffeljagd aufbrechen, besucht Winnetou seine einstige große Liebe, Ribanna, die Tochter von Tah-scha-tunga. Ribanna hatte Old Firehand geheiratet (der nie im Stück auftaucht) und lebt mit ihrem Sohn Harry (vor 33 Jahren war das noch die Tochter Ellen) in einer Hütte in der Nähe des Stammes. Winnetou will immer für Ribanna sorgen und bringt ihr einige Gold-Nuggets. Das erfährt ein Fremder und will ihr das Edelmetall wieder abnehmen. Bei einem Handgemenge beginnt die Hütte zu brennen. Der herbeigerufene Winnetou kämpft mit dem Fremden und versetzt ihm mit dem Messer eine Schnittwunde in die Stirnhaut. Dann kann er leider nur noch Harry retten, Ribanna kommt in der brennenden Hütte um. Winnetou schwört, ihren Tod zu rächen.

 

Sieben Jahre später ist Harry (Jonas Arndt) auf der Farm von Mutter Walter (Bianca McNamara) zu einem jungen Mann herangereift, und nun beginnt die eigentliche Handlung ihren Lauf, die - nicht sonderlich tiefgreifend - schnell erzählt ist. Parranoh, ein Halbblut, der als Händler bei den Indianern fungiert, heuert eine Tramp-Bande an, um verschiedene Ölquellen zu sprengen. Dadurch will er die Öl-Preise in die Höhe treiben. Nach dem Motto "Wenn zwei sich streiten freut sich der Dritte", will er die Apachen und die Assiniboins durch Intrigen und Verleumdungen in einen Krieg verwickeln, den Winnetou und Old Shatterhand zu verhindern suchen. Erst als Parranoh die Farm der Mutter Walter überfällt und ein besonderes Interesse an Harry zeigt, der den Mord an seiner Mutter miterlebt hatte, ahnt Winnetou, wen er in diesem Halbblut vor sich hat. Er verfolgt Parranoh, entlarvt ihn vor den Assiniboins als Betrüger und zieht ihm die Binde, die er ständig um den Kopf trägt, herunter. Die Narbe an der Stirn entlarvt ihn als den Mörder Ribannas. Parranoh entkommt zwar, doch haben seine Tramps zwischenzeitlich die Ölquellen angezündet und die Feuerflut stürzt ihn in den Abgrund.

 

Technische Pioniertat

 

Die Aufführung überraschte mit einer nie vorher dagewesenen technischen Pioniertat. Wenn Winnetou Parranoh überwältigt und ihn entlarvt, erinnern sich beide noch einmal der Geschehnisse sieben Jahre zuvor, als Ribanna im Feuer umkam. Diese Szene wird plötzlich für alle Zuschauer nacherlebbar mittels einer Videowand, die sich - fast unbemerkt - vor dem Kunstfelsen entrollt, und auf der die Szene noch einmal vor den Augen der Zuschauer entsteht. Jetzt sehen sie auch in das Innere der Hütte und sie erkennen, warum überhaupt Feuer ausbricht. Beim Gerangel zwischen Ribanna und Parranoh fällt eine Petroleumlampe um und setzt die Hütte in Brand.

 

Im Interview mit Jutta Laroche in "Karl May und Co" Nr. 153 erklärt Jochen Bludau, dass diese Videoprojektion bereits 1985 geplant war, aber trotz eines Einsatzes von 100.000 DM technisch nicht verwirklicht werden konnte.

 

Grandiose Darsteller

 

Auch 33 Jahre nach der maßstabssetzenden Aufführung von 1985 glänzt Elspe mit hervorragenden Schauspielern, von denen nahezu jeder eine Stunt-Ausbildung hat, um die eindrucksvollen Zweikämpfe zu bewältigen. Wie auch Jutta Laroche richtig bemerkt, treten die Hauptprotagonisten Winnetou und Old Shatterhand bei diesem Stück weitgehend in den Hintergrund. Nichts desto trotz besticht Kai Noll durch eine sympathische Ausstrahlung als Old Shatterhand, der sich wenigstens am Anfang des Stücks durch eine slapstickartige Rauferei mit den Tramps ins Bewusstsein der Zuschauer bringt.

 

Die große Überraschung der Produktion war für mich Sebastian Kolb, ein junger Siegerländer, der auch dem Fernsehpublikum durch verschiedene Serien-Rollen bereits ein Begriff ist. Er hatte das schwere Vermächtnis anzutreten, als Parranoh in die Fußstapfen Meinolf Papes zu treten, aber er hat diese Aufgabe grandios gelöst. Die Charakterisierung des Bösen gelang ihm ohne Übertreibung (was man z.B. von Christine Neubauer in Bad Segeberg nicht sagen konnte), und ihn reiten und kämpfen zu sehen, war schlicht ein Genuss. - Übrigens - ein Phänomen, das es nur in Elspe gibt: Der Bösewicht wird am Schluss ausgebuht und ausgepfiffen - je besser er gespielt hat, desto größer der Shitstorm. Dem konnte 1985 auch der Publikumsliebling Meinolf Pape als Parranoh nicht entgehen, da ist Elspe einfach gnadenlos. Wenn es unter dem Zeltdach vor Wut kocht und brodelt, so ist das das größte Kompliment, das das Publikum dem Darsteller machen kann.

 

Für die unvermeidlichen humorvollen Szenen sorgte vor allem Stephan Kieper als Sam Hawkens, der frei von allem Klamauk den Lehrer Old Shatterhands glaubhaft darstellt, und Markus Lürick als Lord Castlepool, der im Schottenrock und den Tambur schwingend mit einer ganzen Band von Dudelsackspielern archäologische Ausgrabungen machen will.

 

Bleibt der "Held aller Helden", Jean-Marc Birkholz als Winnetou. Der Schauspieler mit der klangvollen Stimme ist längst zum Publikumsliebling in Elspe avanciert und braucht den Schatten des "großen Franzosen" nicht zu fürchten, den sicherlich nur noch die Minderheit der Zuschauer erlebt hatte. Und doch berührt es tief, zu sehen, wie sehr Birkholz an Pierre Brice erinnert, vor allem beim legendären ersten Auftritt des Apachenhäuptlings, wenn er zum Martin-Böttcher-Leitmotiv und unter dem Jubel von 4000 Menschen von einer der höchsten Stellen der Bühne langsam und majestätisch herunterreitet. Seine Interpretation der Rolle ist durchaus eigenwillig. Nach dem Tod Ribannas sackt er fassungslos in sich zusammen und schreit ihren Namen verzweifelt heraus, so dass sich sogar seine Stimme überschlägt. Ich fragte ich mich in diesem Moment: hätte Winnetou, hätte ein Indianer, der doch keinen Schmerz kennt, wirklich solche Emotionen gezeigt? Vergleichen wir bei YouTube den Mitschnitt von diesem Jahr mit dem des Jahres 1985 (https://www.youtube.com/watch?v=octzvZyNlyw) hören wir von Brice nur ein gehauchtes "Ribanna". Doch das sorgt für Gänsehaut.

 

Quo vadis Karl May?

 

Was es vor 33 Jahren noch nicht gab? Einen Zusatz zum Titel des Stücks: "Winnetou II - Der Kampf um Öl". Auch letztes Jahr lautete der Titel: "Winnetou I - Die Geschichte einer großen Freundschaft". Warum das? Jochen Bludau beantwortet diese Frage in verschiedenen Interviews im Zusammenhang mit der Stückewahl für Elspe: "‚Der Schatz im Silbersee' können Sie immer spielen. ‚Winnetou' geht immer. Aber schon bei ‚Winnetou II' und ‚Winnetou III' fragen Reisegruppen: ‚Ist das eine Fortsetzung? Hat es Sinn, dass wir kommen, wenn wir ‚Winnetou I' nicht gesehen haben? - Wir geben ‚Winnetou I' deshalb einen Untertitel: ‚Die Geschichte eine großen Freundschaft', um zu sagen: Das ist eine abgeschlossene Geschichte. ... War es in den 80er Jahren noch so, dass sehr viel mehr Karl-May-Kenner unter den Zuschauern waren, so hat sich das im Laufe der Jahre doch erheblich geändert. Karl May ist für die Mehrheit der Freilichtbühnen nicht mehr der Literat, sondern das Synonym für eine bestimmte Darstellung von Abenteuergeschichten… Das Publikum ist nicht mehr so Karl-May-bezogen wie früher."

 

Früher kannte man die Inhalte der einzelnen Bände - heute muss man die Titel offenbar durch erläuternde Schlagworte ergänzen... So ändern sich die Zeiten. Der Schriftsteller Karl May tritt im Bewusstsein der Menschen offensichtlich derzeit zurück, doch seine Werke verselbständigen sich, bilden eine völlig eigenständige Kulturerscheinung, ob als Film, als Comic oder als Theaterstück auf Freilichtbühnen...

 

Bludau verspricht allerdings, die Winnetou-Trilogie 2019 zu vollenden: "Wird nächstes Jahr Winnetou III aufgeführt?" - "Ja, aber fragen Sie mich nicht nach 2020..."

 

Anmerkungen:

 

1) Klaus Bröking: "40 Jahre Elspe - Wilder Westen made in Germany", Königswinter 2004, Seite 98
2) ebenda


 


 

Elspe 2018: Winnetou 2

(von Dirk Stoll, Kassel)

 

Das hatte ich noch nie gemacht: Dieses Jahr war ich mit meiner Familie zur Abendvorstellung in Elspe. Das bedeutet zunächst etwas Streß, wenn man nämlich alle Vorführungen des Vorprogramms sehen will, denn der Einlaß ist offiziell erst um 17 Uhr, auch wenn wir schon eine Viertelstunde vorher aufs Gelände durften (was ganz praktisch war, weil man dann - nach der Anfahrt - noch mal die Blase leeren konnte).

 

So ging es dann um 17.15 Uhr in der Showhalle mit der Pyro- und Stuntshow los, dem dritten Teil der Geschichte der beiden Abenteurer Pete und Billy (Markus Lürick und Marco Kühne), die nun schon seit einigen Jahren in diesem Rahmen hinter dem Schatz ihres Großvaters herjagen. Und so slapstick-mäßig dies noch vor zwei Jahren (letztes Jahr war ich nicht in Elspe) war, so fand ich dieses Mal diesen Part doch eher platt.

 

Danach mußten wir uns beeilen, um zur Pferdeshow zu kommen, die von Moritz Bürkner moderiert wurde, da Stefan Kiefer bei der Stuntshow mitmachte. Vielleicht lag es nur an den Temperaturen (und natürlich daran, daß wir nun den dritten Durchgang dieser Show an diesem Tag zu sehen bekamen), aber es fehlte dabei doch etwas von der witzigen Art und Weise der Moderation früherer Jahre.

 

Danach konnten wir uns etwas entspannter auf die nächste Vorführung einstellen, so daß ich noch von meiner Tochter ein Bild von mir am Totempfahl nach Dasing posten ließ. Auch ein Getränk war noch möglich, bevor es um 18.55 Uhr auf dem früheren Spielplatzgelände neben der Showhalle zur Greifvogelvorführung kam; es gab hier auch durchaus ungewöhnliche Greife zu sehen.

 

Danach ging es um 19.30 Uhr wieder in die - nun sehr nahe - Showhalle zu "Dancing Dogs", einer Nummer, die immerhin schon in Monaco mit einem silbernen Clown ausgezeichnet wurde. Allerdings war der erste "Dalmatiner", der zu sehen war, ein "Knabstrupper" (sprich ein Pferd) aus einer der ältesten Pferderassen der Welt.

 

Jetzt gab es endlich noch einen Augenblick, wo ich mir schnell das Programmheft besorgen konnte - danach erfolgte der Einzug in den Zuschauerraum, wo man jetzt endlich feste Plätze hatte und nicht sehen mußte, wie man möglichst eine gute Sicht bekommen würde. Da waren die Plätze in der zweiten Reihe natürlich toll - mit der Farm von New Venango direkt vor sich (mit dem Brunnen, in den dieses Mal weder jemand hineinfiel noch naßgespritzt wurde).

 

Nachdem dann die Assiniboins mit einer kurzen Szene vorgestellt wurden, wendete sich die Aufmerksamkeit auf die Hütte in der Mitte der Bühne, wo Ribanna (Cheryl Angelika Baulig) mit Söhnchen Harry (Nick Lürick) wohnt. Nachdem Winnetou (eindrucksvoll, wie Jean-Marc Birkholz hier den immer noch Verliebten gibt) ihr ein Goldstück zugesteckt hatte, kommt ein Mann an, der zunächst etwas zu trinken verlangt, dann aber nach Erkennen des Nuggets handgreiflich wird. Dabei fängt die Hütte Feuer, aus der der um Hilfe angerufene Winnetou zunächst den Schurken herauszieht, dem er einen Schnitt an der Stirn beibringt, worauf dieser flieht. Danach rettet Winnetou noch Harry aus dem brennenden Haus, welches immer weiter (in den Wasserschacht hinein) zusammenfällt und Ribanna unter sich begräbt. Winnetous Schwur, Ribanna zu rächen, beendet diese erste Szene, bevor die Handlung sieben Jahre später in New Venango bei Mutter Walter (Bianca McNamara) einsetzt, wo der mittlerweile älter gewordene Harry (Jonas Arndt) als Pflegekind lebt (netter Regieeinfall: Mutter Walter führt in ihrer Anfangsszene eine Entenschar über die Bühne). Hierher kommt auch Lord Castlepool (herrlich schräg: Markus Lürick) mit seinem Diener Charles (Przemyslaw Rotbicki) samt schottischer Dudelsackkapelle, bevor aus der dort anhaltenden (und immer noch von "Pico" Schneider gelenkten) Postkutsche neben fünf Tramps (darunter immer noch der mittlerweile weißhaarige Harald Heufer, an dem Old Shatterhand in einer bald folgenden Massenschlägerei wieder einmal Stühle und Fensterscheiben zertrümmert) auch das Kleeblatt mit einem vollbärtigen Stefan Kiefer als überzeugendem Sam Hawkens.

 

Nach einer Schlägerei, die Old Shatterhand (Kai Noll) in gewisser Weise (gar nicht Karl May like) sogar provoziert und bei der an dem mittlerweile weißhaarigen Harald Heufer - wieder einmal Stühle und Fensterscheiben zertrümmert werden - treffen sich die Tramps mit ihrem eigentlichen Auftraggeber, dem fliegenden Händler Parranoh (Sebastian Kolb): dieser will mit ihrer Hilfe die Assiniboins und die Apatschen, deren Gebiete hier aneinandergrenzen, gegeneinander aufbringen - wohl im Auftrag der Ölbarone, die hier weitere Quellen erschließen wollen.

 

Dazu erschießt er zunächst den Assiniboin Schneller Pfeil, um diesen dann in großer Trauer seinem Stamm als von Winnetou erschossen zu präsentieren. Gleichzeitig bietet er ihnen an, sie aufgrund seiner militärischen Vergangenheit in der "Armee der Bleichgesichter" auszubilden, damit sie die Apatschen auch besiegen können.

 

Ein gleichzeitig mit den Tramps organisierter Versuch, einem Siedlertreck das mitgeführte Dynamit zu entwenden, wird von Sam Hawkens vereitelt, indem er den Dynamitwagen in die Luft sprengt - wobei er vorher das diesen Wagen ziehende Pferd abschirren läßt, "das könnte ja nichts dafür, daß das Dynamit vernichtet werden müsse". Daraufhin stiftet Parranoh die Assiniboins an, einen angeblichen Gewehrtransport aus der Eisenbahn zu rauben. Der Angriff gelingt natürlich, aber die erwarteten Gewehre sind nicht an Bord, weshalb die Assiniboins abziehen. Dafür räumen die im Hintergrund wartenden Tramps die Dynamitvorräte aus, um im Auftrag Parranohs die Öltürme zu sprengen, damit der Ölpreis steigt.

 

Der aus Washington von einem erfolgreichen Gespräch mit dem "Weißen Vater" zurückkehrende Winnetou erfährt dies dann von Old Shatterhand, als sich beide "zufällig" begegnen - während darüber am klaren Himmel ein Passagierflugzeug über sie hinwegfliegt (so zeitgemäß einst wie der berühmte Omnibus im "Silbersee").

 

Bei den Assiniboins kommt es mittlerweile zwischen Parranoh und dem "Großen Wolf" (Marco Kühne, den ich hier - zumindest bewußt - erstmals in einer Sprechrolle sah) zu einem Kampf um die Nachfolge des Häuptling Tefa Matai (dargestellt vom "letzten Amateur" Walter Kirchhoff), bei dem Kühne dann sogar von der Bühne fällt. Letztlich kam mir dieser Kampf allerdings etwas "unmotiviert" vor, weil Teja Matai danach weiterhin als "Häuptling" angeredet wird.

 

Immerhin kann Parranoh nun mit den Assiniboins den Zug überfallen, in welchem angeblich Gewehre transportiert werden; da diese jedoch nicht zu finden sind, ziehen die Assiniboins enttäuscht ab, während nun die wartenden Tramps an das erhoffte Dynamit kommen. Dies wird von Lord Castlepool und seinem Diener Charles beobachtet, welche Winnetou und Old Shatterhand informieren.

 

Daraufhin reitet Winnetou ins Lager der Assiniboins, wo er in Parranoh denjenigen erkennt, der die Schuld an Ribannas Tod trägt - seine Erinnerungen an diese Szenen werden an die Wand des Wasserfalls projiziert. Parranoh nutzt diese Unaufmerksamkeit Winnetous und versucht zu fliehen. Allerdings kommt er dabei in den Flammen der nach seinem Plan von den Tramps gesprengten Ölquellen um (wobei dies bei der mittlerweile eingetretenen Dunkelheit zwischen den rotleuchtenden Feuerflüssen mehr erahnt werden kann...).

 

Alles in allem wieder eine knallige Show mit außergewöhnlichen Regieeinfällen - wobei sicherlich die Videorückblende in der letzten Szene zunächst einmal sehr anachronistisch erscheint. Aber doch ist dies doch tatsächlich Maysche Erfindung, wenn natürlich nicht in Winnetou II, sondern in Winnetou IV. Und noch eine Spur historisch-kritischer Karl-May-Erkenntnisse ist zu sehen: Nachwuchsdarsteller Jonas Arndt wirkt manchmal doch sehr androgyn (nicht nur durch den noch ausstehenden Stimmbruch) - und läßt damit (sicherlich unbeabsichtigt) Harrys "Urfassung" Ellen (aus "Ein Ölbrand") durchscheinen...

 


 

Elspe 2021: Der Ölprinz

(von Dirk Stoll, Kassel)

 

Es ist doch nicht zu glauben, dass es im Lennetal Öl geben soll...

 

Nach dem Ausfall im letzten Jahr ritten sie wieder über die Felsenbühne - und wir konnten sie wieder "von Angesicht zu Angesicht" sehen. Natürlich auch noch unter Corona-Bedingungen, aber so doch: Geimpft, genesen oder getestet - und das, bevor "3G" Allgemeingut wurde. Und so wurde man dann am Eingang mit einem "indianischen Token" versehen, welches man am Ausgang wieder abgeben musste - sozusagen eine "Corona-App" als Anhänger. Natürlich gab es auch Zuschauerbeschränkung und einige andere Umstellungen: Die Showhalle war geschlossen, die Stunt-Show fand auf der Bühne statt, die "Tier-Show" auf der Fläche, an der sonst die Pferdevorführung stattfindet. Die Essenszeiten im Saloon mussten umso genauer eingehalten werden. Dafür war dann noch Straßentheater angekündigt (ich vermutete da so etwas, wie es das ja auch schon mal in den 90er Jahren gab).

 

So begaben wir uns dann mit unserem "indianischen Amulett" zur persönlichen Begrüßung (die diesmal ohne Getränk stattfand), wo uns dann die Änderungen und unser persönlicher Zeitplan erklärt wurden. Diejenige, die uns diese Erklärungen lieferte, fragte auch, ob wir schon mal in Elspe gewesen wären. Ich habe mir verkniffen, ihr zu antworten, dass ich noch Zeiten kannte, als es noch keine Showhalle und kein Grillcity gab, ja als unter der Woche das Tor noch offen war und ich das Gelände ganz allein begehen konnte, weil es eben nur am Wochenende zwei Vorstellungen gab und eine der Zusatzshows stattfand - auf dem Abreitplatz der heutigen Rodeoarena gastierte damals (1988 - übrigens auch "Der Ölprinz") eine Wasserspringertruppe, deren Chef dann auch in der Schlussszene den Grinley-Darsteller Peter Hüttemeister doubelte - was dann beim Schlussapplaus von Shatterhand-Bludau noch einmal besonders hervorgehoben wurde: Erinnerungen an Zeiten, in denen ihre Eltern wahrscheinlich noch als "Indianerkinder" auf Ponys aufgetreten sein dürften (natürlich zur Ponymelodie aus den Immenhof-Filmen) oder als Kinder im Siedlertreck dabei gewesen sind…

 

Zunächst begaben wir uns also in den Zuschauerraum, wo wir uns weisungsgemäß auf die auch später gebuchten Plätze setzten - die sozusagen in Corona-Zeiten "persönliche Plätze" waren. Die Show "Behind the Scenes" wurde moderiert von Stunt- und Action-Regisseur Marco Kühne und Markus Lürick und unterstützt vom Pyrotechniker Stefan Kiefer, der erklärte, warum sie auf der Bühne nicht mit dem echten Henrystutzen schießen würden (weil es den ja nie gab), sondern mit Flinten (also Schrotgewehren); dazu führte er die oft als "Henrystutzen" bezeichnete Winchester73 vor (die ja auch kein Stutzen ist, weil der hölzerne Handschutz eben nicht bis zur Mündung reicht) und demonstrierte den Klang der Platzpatrone mit der aus der Flinte…

 

Danach ging es zur Rodeoarena, wo "Rosi's Dogs and Horses" mit dressierten Pferden und Hunden stieg - sicherlich diesmal interessanter durch die Tiefe der Arena, die mit der der vergleichsweise schmalen Planche in der Showhalle nicht zu vergleichen ist.

 

Das "Straßentheater", abermals von Markus Lürick, diesmal als Sheriff vom Balkon des Saloons präsentiert, war dann allerdings nur ein bisschen Stimmungsmache: Indianergeheul, Ausbuhen der Schurken, ein freundlicher Applaus für die Darsteller und ein frenetischer Jubel beim Auftritt von Winnetou und Old Shatterhand, abwechseln von der rechten und linken Platzseite sowie aus der Mitte, war ein netter Versuch, die Übergangszeit bis zum Vorstellungsbeginn zu überbrücken.

 

Besser gefiel mir Lürick dann in seiner Bühnenrolle als Kantor, nein, natürlich richtiger: Kantor emeritus Hampel, den er mit viel Schwung spielt - und das durchaus im Typus der Romanvorlage (ganz im Gegensatz zu Heinz Erhardt).

 

Außerdem gab es auf der Bühne ein Wiedersehen mit Benjamin Armbruster (dem langjährigen Winnetou) als irischer Saloonbesitzer, Händler und Totengräber Paddy in St. David im äußersten Südosten Arizonas. Natürlich gab es dann hier schon die erste Action-Einlage, nachdem die "Finders" dort auf Indianer trafen, die bei Paddy Felle gegen Waren tauschen wollten, was mit einer Niederlage der "Finders" endete.

 

Daraufhin versuchten sie, den einsamen Indianer anzugreifen, der über den bekannten "Winnetou-Pfad" herabreitet, der tatsächlich zu unterliegen drohte, bis sein Blutsbruder Old Shatterhand auftauchte und die Situation klärte - allerdings ohne dass einer der Schurken im Brunnen landete, was allerdings wohl eher daran lag, dass der langjährige Darsteller - Harald Heufer - mittlerweile die Seiten gewechselt hat und in der folgenden Szene im Siedlertreck mitlief.

 

In diesem Treck zeigte sich auch wieder, wie lange ich Elspe schon besuche: War damals noch Maria Bludau als Rosalie Ebersbach zu sehen, ist mit Tina Mester (der Tochter des damaligen Ölprinzen) sozusagen nunmehr schon die "dritte Generation" zu sehen - die damals möglicherweise als Kind mit "auswanderte" (was heute schon wieder ihre eigenen Kinder machen - und ich damit schon eine vierte Generation erlebte). Während allerdings Bludau mit unverkennbarem Sauerländer Dialekt sprach, war das diesmal nicht so eindeutig - es klangen neben westfälischen Tönen auch Kölsch eben an wie Berliner Schnauze.

 

Die den Treck überfallenden Finders konnten von Old Shatterhand und Treckführer Sam Hawkens gefangengenommen werden, diesen gelang allerdings die Flucht, als sie von Kantor Hampel zum Banditenchor aufgestellt diesem klar machten, dass sie ja mit ihren Handfesseln nicht singen können - was allerdings auch ohne die Fesseln nicht besonders klang, wenn sie "Ein Freund, ein guter Freund" anstimmten.

 

Währenddessen versuchte Winnetou, die Navajos unter Häuptling Mokaschi zum Frieden zu bewegen - worauf letzterer erst nach einem Zweikampf einging. Während dieser früher immer in der Mitte der Bühne stattfand, teilweise sogar auf der vorgezogenen Vorderbühne, wird heutzutage im rechten Bereich der Bühne, also vor dem Indianerlager gekämpft - näher zu den VIP-Plätzen mit der größeren Beinfreiheit und dem Meet-and-Greet. Verständlich, aber für die Zuschauer auf der Saloonseite doch ziemlich weit weg (bei gleichem Preis wie die zwischen Bühne und VIP-Bereich gelegenen Plätze).

 

Daraufhin begegneten Winnetou und den Navajos die Finders, die gerade auf ihren Anführer Grinley warteten. Der kam gerade richtig, um ihren Angriff auf die Indianer abzuwehren - in der Erkenntnis, dass diese ja für ihn den Zug überfallen können, in dem (auch) Gewehre und Munition sind, der aber auch "sein" Öl bringt. Mokaschi, froh über die Rettung, hielt daraufhin zu Grinley, brach abermals mit Winnetou und überfiel den Zug, den die Finders dann übernahmen, um das Öl am Gloomy Water abzuladen und den Betrug vorzubereiten.

 

Winnetou besuchte in der Zwischenzeit den friedliebenden Navajo Yato Inda, der mit seiner Familie abseits des Navajo-Lagers am Gloomy Water lebt. Kaum war er wieder fort, wurde die Familie allerdings Opfer der Finders, denen er natürlich am Ort des Betrugs im Weg war - das Tipi ging in Flammen auf.

 

Der Kantor hatte in der Zwischenzeit Patronen gefunden, die die Navajos verloren haben - Platzpatronen, wie Winnetou erkennt, der daraufhin zu den Navajos zurückkehrte, um sie über den Betrug aufzuklären, während Old Shatterhand mit dem Kantor zum Treck ritt, um diesen zu beschützen.

 

Die nächste Szene war gleichsam ein Deja-vu. Die Kutsche (immer noch auf dem Bock: Pico Schneider - wie alt mag der mittlerweile sein?) brachte den Bankier Duncan (auch der - wie damals -: Wolfgang Kirchhoff). Der Ölprinz empfing ihn, ließ die Bankanweisung unterzeichnen und schlug ihn dann in der Höhle nieder. Die Finders triumphierten, während ihnen der Kantor über den Weg lief. Grinley steckte ihm das Amulett Yato-Indas zu und hatte damit für die Navajos den "Beweis", dass die Siedler den angesehenen Yato-Inda und seine Familie ermordet hatten, worauf die Navajos die Siedler samt Old Shatterhand gefangen nahmen.

 

Grinley, der mittlerweile die Bankanweisung Duncans eingelöst hatte, kehrte zu den Kumpanen am Gloomy-Water zurück. Diese forderten ihn auf, die Beute zu teilen, worauf Grinley allerdings entgegnete, dass hier schnell noch die Spuren verwischt werden müssen: Als die meisten der Gang in der Hütte waren, sprengte er diese in die Luft und erschoss den letzten verbliebenen Gangster… bis Winnetou auftauchte und ihn zum Gloomy Water zurücktrieb, wo auch gerade die Navajos ankamen, um ihre Gefangenen am Wohnplatz Yato-Indas zu martern. Winnetou entlarvte Grinley als Schurken, was allerdings Mokaschi erst wirklich glaubte, als Winnetou mit den erbeuteten Gewehren auf sich schießen ließ - wohl wissend, dass ihm aufgrund der mitgelieferten Platzpatronen nichts geschehen konnte.

 

Derweil versuchte Grinley, den Hang zu ersteigen und so zu fliehen, stellte aber fest, dass er keine Chance hat. Daraufhin sprengte er sich - als selbstbestimmte Handlung - samt Ölturm in die Luft und stürzte brennend in den Ort seines Betrugs. Vor dem Wasserfall schlossen Navajos und Siedler Frieden - und Winnetou und Old Shatterhand ritten wieder weiter, wenn auch nicht - wie Lucky Luke - in den Sonnenaufgang ("Verdammt noch mal, die Sonne geht schon wieder auf!").

 

Wenn es sich mir auch nicht erschließt, warum der Ort "St. David" (statt wie im Original "San Xavier del Bac") und der Bankier "Duncan" (statt "Rollins") heißt, war es doch bei herrlichem Sonnenschein eine schöne Inszenierung, die mit dem verdienten langen (und vorher ja eingeübten) Applaus endete.

 


 

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