Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Dasing: Im Tal des Todes


 

Vorwort

Liebe Leserin,
lieber Leser,

Geduld ist nicht gerade eine meiner stärksten Tugenden. Western City machte es sehr spannend: Wie würde es dort nach rund einem Jahr nach unserem letzten Besuch aussehen? Ob ich mochte oder nicht - es half nur eines: Geduld!

Dann aber war es endlich so weit. Das Tal des Todes wollte besucht werden! Dank Gabis Organisation kam es zu einem recht außergewöhnlichen, besonderen Treffen, denn wir begrüßten diesmal nicht nur liebe Gäste aus Stuttgart (Werner Geilsdörfer) und Augsburg (Katharina Maier) , sondern sogar zwei weitere liebe Bekannte von den Wiener Karl May-Freunden: Elisabeth Kolb sowie Prof. Dr. Hans Langsteiner.

Uptown lebt! - In Abwandlung eines Mottos der Karl-May-Gesellschaft ("Karl May lebt!") fanden wir diesjährig auf dem alten "Dorf-"Platz mehrere Verkaufsstände bzw. Häuschen vor, die dem aufmerksamen Augsburgkenner sicher bekannt vorgekommen sein dürften, sorgen die Holzhütten doch in Augsburg für die richtige Weihnachtsstimmung. Umgebaut für Western-City-Zwecke brachten sie Schutz gegen die Unbillen des Wetters jedweder Art - ob Sonne, Wind oder Regen: Man konnte sich ein wenig unterstellen (bei unserem Besuch allerdings war es sehr sonnig!).
Fazit 2018: Das alte Dorfgelände wird also gewissermaßen wieder "zurückerobert"!

Hier nun können Sie zwei Berichte, garniert mit einer kleinen Bildershow, lesen
• oben von unserem Karl May-Freund Dr. Bernd Wehner, der das erste Mal für unsere Heimseite - neudeutsch "Homepage" - geschrieben hat,
• darunter anschließend von unserer Karl May-Freundin Katharina Maier M.A.

Viel Vergnügen!

Ihr K. Düdder

Der Webmaster dankt:
- Dr. B. Wehner und K. Maier M.A. für den Text
- G. und R. Steinel sowie U. Wasserburger für die Bilder


 

Süddeutsche Karl-May-Festspiele in Dasing

(Dr. Bernd Wehner)

 

Seit vielen Jahren schon wollte ich die Karl-May-Festspiele in Dasing besuchen. Es hat nie geklappt. Doch nun war es endlich soweit, dank der Karl May Freunde Franken. In einer Fahrgemeinschaft haben sie mich mitgenommen. Morgens um 10:00 Uhr ging es los. Die Stimmung war gut, die Unterhaltung sehr angeregt. Zum Mittagessen haben wir uns mit den anderen Karl May Freunden im "Dasinger Hof" getroffen. Bei gutem Essen und angenehmer Atmosphäre gingen unsere Gespräche natürlich über Karl May. Urig fanden wir auch den traditionellen Deckenventilator, der uns bei der Hitze doch ein wenig frische Luft zu fächerte.

 

Dann waren wir auf die Situation in der Western City gespannt, nach dem Brand im letzten Jahr. Einige verkohlte Bäume waren noch zu sehen, sonst war alles neu. Von der Stadt zur Verfügung gestellt, wie ich hörte. Ein "Saloon" und einige Verkaufsstände. Auch "Dixi Klos" standen zur Verfügung.

 

Die Bühne selbst war ja nicht betroffen gewesen. Sie ist klein und kuschelig. Man fühlt sich fast mitten drin im Geschehen. Die Schauspieler sind zum anfassen nahe. Und bei den Explosionen spürt man die Druckwelle und die Hitze. Eine tolle Atmosphäre. An manchen Stellen waren mir die Sprache und die Musik zu laut, aber das tat der Begeisterung keinen Abbruch. Ich bin seit 1958 fast regelmäßig bei den Karl May Spielen in Bad Segeberg. Das ist natürlich eine ganz andere Veranstaltung. Die Freilichtbühne dort ist riesig und die Zuschauerränge fassen 7000 Personen, Dasing nur 500. Deswegen kann und darf man diese beiden Orte keinesfalls vergleichen. Das wäre unfair. Trotzdem musste ich mich an diese neue Atmosphäre erst einmal gewöhnen und habe in der ersten Spielhälfte genau hingeschaut und beobachtet. Und was ich gesehen habe hat mir gut gefallen. Wenn sich "Winnetou" auf sein Pferd schwang musste ich jedoch jedes Mal innerlich schmunzeln. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Nach der Pause war ich dann voll dabei und konnte mich von dem Stück ganz und gar mitreißen lassen.

 

Anschließend fand ich bemerkenswert, dass die Schauspieler sich zu einer Autogrammrunde an einen langen Tisch setzten und wir so mit ihnen in direkten Kontakt kamen. "Old Shatterhand" gesellte sich dann hinterher noch zu einer kleinen Gesprächsrunde mit uns Karl May Freunden, ehe er zum Soundcheck für die Abendvorstellung weg gerufen wurde.

 

In der Western City war es immer noch sehr heiß und es gab keinen Schatten. Wir fuhren deshalb noch einmal zum "Dasinger Hof", aßen in gemütlicher Runde zu Abend und fuhren dann zufrieden nach Nürnberg. Gegen 23:30 Uhr war ich zu Hause. Ein gelungener Tag! Und ich freue mich schon auf Dasing im nächsten Jahr.

 


 

Dasing: "Im Tal des Todes"

(Katharina Maier M.A.)

 

Es war ein ganz besonderes Gefühl, am 4. August 2018 das Gelände der Karl-May-Festspiele in Dasing zu betreten, wo im Jahr zuvor die gesamte Western City abgebrannt war. 2017 hatten wir die erste Vorstellung nach dem Brand besucht, wo alle noch wie betäubt waren, aber auch voller Entschlossenheit und Emotion. Ein Jahr später ist vor allem die Entschlossenheit geblieben. Anstelle der Western City standen verschiedene nett anzusehende Buden auf dem Gelände, an denen Getränke, Essen und schöne Dinge feilgeboten wurden. Nach einem langen Moment des Déjà-Vu erkannte ich als Augsburgerin die Buden als diejenigen, die in jedem Dezember einen kleinen Weihnachtsmarkt vor der Augsburger City-Galerie bilden. Das machte mich seltsam froh, gab mir ein Gefühl von regionalem Zusammenhalt.

 

Froh war ich aber vor allem darüber, dass die Dasinger weitergemacht haben und weitermachen. Dasing ist so eine ganz eigene Ecke der Karl-May-Welt, voller Idealismus und Persönlichkeit. Ohne die engagierten Darsteller, die herrlichen Pferde und die menschliche Nähe der Süddeutschen Karl-May-Festspiele würde etwas fehlen.

 

Auf dem Programm stand "Im Tal des Todes". Diese Geschichte war mir schon immer ein Rätsel. Zugegebenermaßen komme ich als May-Fan viel, viel mehr von den Büchern, genauer gesagt: den Reiseerzählungen, als von den Filmen. Und das ist vielleicht schon die halbe Lösung des Rätsels, weil es eine Geschichte über das Tal des Todes in Karl Mays Reiseerzählungen nun mal nicht wirklich gibt. Die zweite Hälfte des Rätsels löste sich für mich 2018 dank Dasing: Hier habe ich gelernt, dass die Geschichte aus "Deutsche Herzen - Deutsche Helden" stammt. Und dem Team der Süddeutschen Karl-May-Festspiele um Regisseur Peter Görlach, Winnetou Matthias M. und Old Shatterhand Helmut Urban ist es erstaunlich gut gelungen, das Kolportage-Material auf die kleine Dasinger Bühne zu bringen. Nahtlos fügen sich die beiden Blutsbrüder in die Geschichte um die vom Schicksal auseinandergerissene Familie Adlerhorst ein. In klassischer May-Manier treten sie als Schutzengel des jungen Liebespaares Martin Adler und Amy Wilkins alias Paloma-Nakana auf und begleiten die beiden edlen jungen Leute auf dem Weg zum wahren Glück - ein wenig wie mit Silberbüchse und Bärentöter ausgerüstete gute Feen.

 

Mit "Im Tal des Todes" erzählte die Dasinger Bühne eine sehr solide Geschichte, in der die die verschiedenen Teile so gut ineinandergriffen wie schon lange nicht mehr. Das kolportagehafte Drama um fast vereitelte Liebe (Martin und Amy) und um totgeglaubte Geschwister, die sich mitten im Wilden Westen wiederfinden (Martin Adler und Elisa Eagle) vertrug sich hier überraschend gut mit den Helden-Elementen um Winnetou und Old Shatterhand. Michael Englert als Sam Hawkens und Gisela Böhnisch als Mrs Rutherford trugen eine herrlich amüsante Fehde miteinander aus, und besonders begeistert hat mich Björn Trenner, der schon im Jahr zuvor als Hadschi Halef Omar brillierte. Diesmal gab er mit Lord Emery Eagle, seines Zeichens Indianerfotograf der Oxford Times, einen schrägen, abenteuerlustigen englischen Lord, der dem David Lindsay aus den Büchern alle Ehre machte. Liebevolle Elemente wie ein als Zug "verkleideter" Traktor und die Schäferhündin Randa in einer nicht unwichtigen Nebenrolle gaben dem Stück zusätzlichen Charme.

 

Und auch die für Dasing typische Idee einer spirituellen Beziehung zur Natur als das, was die Welt im Innersten zusammenhält, fügte sich diesmal besonders gut in das Gesamtkunstwerk ein und führte zu einem aussagekräftigen Höhepunkt für die Geschichte. In deren Mittelpunkt standen die legendären Schätze im Tal des Todes, die nach dem gewaltsamen Ableben ihres indianischen Hüters unbewacht sind. Nicht nur die schurkische Bande des Roten Burkers ist hinter ihnen her, sondern auch der skrupellose Senator Walker, souverän und bedrohlich dargestellt von Sven Kramer. Der Politiker, der ganz zu Beginn noch als ehrgeiziger und selbstüberschätzender, aber zumindest nicht übelmeinender Zeitgenosse erscheint, ist der eigentliche Anführer der Schurkenbande und wird von Old Shatterhand und der Detektivin Elisa Eagle verfolgt. Ob die Dasinger eine politische Aussage damit treffen wollten, im Jahr 2 der Trump'schen Präsidentschaft ausgerechnet einen Senator zu einem Bösewicht zu machen, will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen. Ich jedenfalls verstand es so und hatte meinen Spaß dabei.

 

Dieser Senator will nicht nur den Schatz, sondern auch die Hand von Amy Wilkins, die mit dem Schatz in geheimnisvoller Beziehung steht. Er bekommt beides nicht. Amy nicht, weil sie Martin Adler liebt (der weniger Anteil am Geschehen hatte als Paloma-Nakana, aber das passte irgendwie), weil sie sich von keinem Mann beanspruchen lässt und weil sie Winnetou zum Freund hat. Den Schatz bekommt der Senator nicht, weil unsere Helden das in May'scher Manier zu verhindern wissen, aber auch, weil es den Schatz gar nicht gibt. Jedenfalls nicht so, wie der Senator meint. Denn der Schatz ist nichts anderes als Wasser. Während eines heißen, extrem trockenen Sommers war diese erstaunlich überraschende Wendung im "Tal des Todes" besonders wirkungsvoll.

 

Mich persönlich aber berührte diese schlichte und doch starke Aussage, weil ich an den tatsächlichen Kampf denken musste, den die Dakota des Standing Rock Reservats gegen die Ölpipeline austrugen, die unter ihr natürliches Trinkwasserreservat hindurchgeleitet wurde. Die Pipeline geht durch Land, dass die Dakota als heilig erachten - wegen ihrer Vorfahren und wegen dem Wasser des Lake Oahe. Würde Öl unter dem See austreten, könnte das zu einer ökologischen Katastrophe führen. 2016 verharrten die Dakota, andere Stämme und weitere Verbündete monatelang in einem Protestcamp am Ufer des Sees, stellten sich privaten Sicherheitskräften und Polizeieinheiten entgegen, um den Bau der Pipeline durch ihr Land zu verhindern, beschützt von über 1000 Veteranen der US-Armee. Kurz nach Beginn der Trump'schen Präsidentschaft ging dieser Kampf verloren und das Protestcamp wurde aufgelöst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Standing_Rock_Reservation

 

Wir blicken manchmal auf die Konflikte, die May erzählte und die auf Bühnen wie in Dasing neu interpretiert werden, als wären sie längst Geschichte. Sie sind es nicht.

 


 

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