Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Annie O'Tooles gesammelte Reiseerzählungen


 

Vorwort
In unserer Mitte befindet sich eine begeisterte Bühnenbesucherin. Die Karl May-Freunde Franken verstehen sich als aufgeschlossen gegenüber allem, was mit Karl May zu tun hat. Deshalb ist es mir eine große Freude, daß Annie (Pseudonym) uns von ihren Besuchen bei ausgewählten Bühnen berichtet.
Es ist nicht übertrieben, wenn ich nun schreibe:

Vorhang auf und Applaus - für Annie!

Ein Klick auf ein Bild vergrößert die Ansicht!

Viel Freude beim Lesen der humorvollen Betrachtungen und Geschichten Annie O'Tooles wünscht Ihnen Ihr
Klaus_D

 

 


 

Einleitung: Bühnenimpressionen

 

Da ich ja offensichtlich (außer Marco) der einzige fränkische Scout bin, der sich in die unwegsamen Gegenden der Felsenbühnen wagt - und das für mich (ich hör schon wieder die Proteste... ;o) auch eine wunderbare Gelegenheit ist, dem Mayster zu huldigen und ihn nicht in Vergessenheit geraten zu lassen (und jetzt hör' ich meinen Deutschlehrer... "Bandwurmsätze blablabla"), werde ich euch halt wieder ein bisschen was erzählen. Ob ihr wollt oder nicht! *hihi*

 


 

Rathen

 

Also, fahren wir doch zuerst in die Sächsische Schweiz, in den wirklich wunderschönen Ort Rathen, der auch ohne Karl May durchaus einen Besuch wert ist, wie die Bilder zeigen.

 

Frau Scout hat sich am Premierenabend (15.6.2012) waghalsig in die Hände des Fahrdienstes der Landesbühnen Sachsen begeben, da der Anstieg nix is' für asthmakranke und fußlahme Pilger wie mich. Das Wetter war eigentlich optimal für eine Freilichtaufführung, dennoch waren die Ränge längst nicht so gefüllt, wie man es von einer Premiere erwartet und gewohnt ist.

 

So, und den Text zum Stück selbst klaue ich jetzt einfach mal von Ulrich Neumann, der das für Karl May & Co sehr treffend zusammengefasst hat:

 

Starke "Surehand"-Inszenierung in Rathen
Ein Abenteuerstück von Olaf Hörbe, frei nach Karl May
Premiere auf der Felsenbühne

 

Das sehr May-nahe Stück wurde bereits von 1995 bis 1997 in Rathen aufgeführt, damals noch inszeniert vom Autor selbst. In der aktuellen Saison übernahm der neue Landesbühnen-Intendant Manuel Schöbel die Regie. Schöbel inszenierte die Story mit Tempo und einem ironischen Augenzwinkern, ohne in Albernheiten abzudriften. Winnetou (Marc Schützenhofer) und Old Shatterhand (Holger Uwe Thews) werden etwas von ihrem Heldensockel geholt, was die beiden nur noch menschlicher und sympathischer macht. Thews übernimmt gleichzeitig in der Handlung die Rolle des Ich-Erzählers, dessen Stimme als "alter Karl May" in der Fassung von 1995 noch aus dem Off ertönte.

 

Erstmals sind in diesem Jahr die Schauspieler mit Microports ausgestattet; bisher musste das individuelle Stimmvolumen ausreichen, um den 2.000 Besucher fassenden Zuschauerraum zu beschallen. Die jetzt deutlich bessere Akustik geht leider zu Lasten der Optik: Zwei große knallgrüne Boxen dominieren nun das Bühnenbild. Das geht sicher auch noch dezenter. Ebenfalls neu in Rathen und eine wahre Bereicherung ist das Stuntteam AWEGO, das bis letztes Jahr in Ralswiek bei den Störtebeker-Festspielen für die Action sorgte.

 

Ein Highlight für Fans ist sicher auch die Rückkehr von Ex-Winnetou bzw. -Shatterhand Jürgen Haase, der als Old Wabble grandios aufspielt. Auch die Darsteller der beiden Co-Helden Old Surehand (David Müller) und Apanatschka (neu bei den Landesbühnen und ausgesprochen sportlich: Michael Berndt) wussten zu überzeugen.

 

(Mit freundlicher Genehmigung von Herrn Dernen, aus: Karl May & Co - Nachrichten)

 

Und jetzt gibt's noch ein bisschen was "Am Rande":

 

Pitt Holbers, das alte Coon, konnte es nicht lassen, eure Annie in das Spiel mit 'reinzuziehen. Das lag wahrscheinlich zum Einen an meinem Outfit und zum Anderen an meinem Randplatz, an dem er mit "Mr. - das bleibt sich gleich" Dick Hammerdull von hinten angeschlichen kam, mir die Hand auf die Schulter legte und gefragt hat, wie's mir geht... Und ich konnte doch tatsächlich (ohne zu stottern) drauf erwidern: "Oh, danke der Nachfrage - wunderbar."

 

Dank der Einladung zur Premierenfeier war es mir möglich, all die wirklich total netten Leute der Landesbühnen etwas kennenzulernen... und ich weiß jetzt auch, wie der sehr May-nahe Winnetou (Marc Schützenhofer) ohne "sein reiches, dichtes, bläulich schwarzes Haar, das auf dem Kopfe zu einem hohen, helmartigen Schopf geordnet war und von da aus, wenn er im Sattel saß, wie eine Mähne oder ein dichter Schleier fast bis auf den Rücken des Pferdes herab fiel..." aussieht... Das verrat ich aber jezz nicht.

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Fr. Rauch (Bilder 1-3)

 


 

Elspe

 

Und kaum aus Sachsen wieder daheim - schon ging's wieder los in Richtung Sauerland. *hechel*

 

Die nächste Premiere (23.6.2012) stand an. Winnetou I in Elspe. Tja, und was man da im Vorfeld über die gedoppelten Hauptakteure gelesen hat, machte mich wirklich total neugierig auf die diesjährige Inszenierung.

 

 

Der langjährige Elsper Winnetou Benjamin Armbruster spielt (inzwischen 66 Jahre alt) seine letzte Saison. Dazu haben sich die Sauerländer was ganz besonderes einfallen lassen. Nach 19 Jahren Bühnenabstinenz kehrt Jochen Bludau nochmal auf die Bühne zurück, um seinen langjährigen Partner in einem 20-minütigen Prolog gebührend zu verabschieden und ihre Rollen als Winnetou und Old Shatterhand an das neue Blutsbrüderpaar Jean-Marc Birkholz und Oliver Bludau zu übergeben... und das ist - auch meiner Meinung nach - ein "ebenso raffiniertes wie elegantes Regie-Husarenstück" (W. Riedel - derWesten).

 

 

Bereits von Todesahnungen erfüllt, kann Winnetou gerade noch die Bewohner von San Manuel zu einer alten Kirche am Hancock Berg in Sicherheit bringen, als er von einer Kugel der Hounds getroffen wird. Während der edle Apache langsam sein Leben aushaucht (sehr zum Leidwesen einiger Kinder, die lautstark weinen), erinnern sich die beiden Blutsbrüder daran, wie sie sich vor vielen Jahren kennengelernt haben und verschwinden dann langsam im Bühnenboden, während das junge Greenhorn Sharlih (das später zur Schmetterhand wird) mit der Postkutsche in Sheridan ankommt.

 

Die Geschichte von Winnetou I brauch ich wohl nicht so ausführlich berichten, die kennen wir ja alle... ;o) und wissen, dass es die Geschichte einer großen Freundschaft ist. Daher war die Inszenierung diesmal auch nicht so actionreich wie sonst, sondern lebte hauptsächlich von Emotionen und großen Szenen, zu der auch der Bühnentod von Nscho-Tschi (Radost Bokel) gehört.

 

Obwohl ich die Szene bestimmt schon gefühlte tausendmal im Film gesehen habe und darauf gefasst war, bekam ich feuchte Augen und Schluckbeschwerden, wie sie sich in Old Shatterhands Armen in die ewigen Jagdgründe verabschiedete.

 

Der Humor kam natürlich (dank Sam Hawkens und dem unvermeidlichen Sheriff Barker) auch nicht zu kurz, hielt sich aber in Grenzen und rutschte nicht in den Hau-Ruck-Klamauk ab, den ich teilweise schon auf anderen Bühnen gesehen habe. Witzig fand ich gleich die Anfangsszene, als Shatterhand-Oldie Jochen Bludau aus der Postkutsche klettert und uns erklärt, dass sein Pferd inzwischen zu alt ist für die Strapazen. *hihi*

 

Viel Bewährtes gab es natürlich auch im "Wilden Sauerland". Sehenswerte Schlägereien, Kämpfe und Stunts mit dem - wie immer - hervorragenden Meinolf Pape (wird der Mann denn nie älter??), über die Bühne fegende Pferde und einem furiosen Finale (die können das einfach in Elspe!) - bei dem der Bösewicht Santer brennend (zusammen mit 6000 Litern Wasser pro Minute) vom Felsen in die Tiefe rauscht.

 

Am Ende der Premiere wurden die beiden Oldies mit stehenden Ovationen und Blumen verabschiedet... endgültig natürlich erst am letzten Spieltag der Saison, am 2. September.

 


 

Soooo - und genau wie in Rathen gibt's am Schluss noch meine beliebte Glosse "Am Rande" *grins*:

 

Nachdem sich Annie leider eine Unterkunft rausgesucht hatte, die, wie man so schön salopp sagt "am A... der Welt" lag (dafür war's dann, dank dem Deutschlandspiel am 22.6. die ganze Nacht entsprechend laut), hab' ich mich gleich nach Gepäckabladen wieder in meinen fahrbaren Untersatz geschwungen und bin nach Attendorn gefahren.

 

Und bevor ihr fragt, was ich da wollte - da gabs (in Kooperation mit dem Elspe-Festival) eine Ausstellung im "Südsauerlandmuseum":

 

HOWGH, WOLL ?!? Wie Winnetou ins Sauerland kam.

 

Hab euch natürlich ein paar Bildchen dazu mitgebracht und ganz interessant ist auch die Homepage des Museums dazu.

 

   

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Fr. Rauch (Bilder 16-18)
Fr. Ebel (Bilder 4-15)

 


 

 

Einmal Bischofswerda - immer Bischofswerda!

 

Winnetou I auf der Waldbühne

 

Meine Lieblingsbühne war mal wieder angesagt. Und da hält mich dann nix mehr daheim - also ab in den "Wilden Osten" - genauer gesagt nach Bischofswerda, oder Schiebock, wie der Ort in der Oberlausitz liebevoll von seinen Bewohnern genannt wird.

 

Und wieder seh ich Nscho-Tschi sterben... und das gleich zweimal hintereinander. *schnüffel*
       

 

Oba so wird des nix, Charlotte... immer schön der Reihe nach, dass mer uns net verzetteln, gell!

 

 

20 Jahre gibt's die kleinsten Karl-May-Spiele jetzt und seit 20 Jahren ist Gojko Mitic Schirmherr der Bühne. "Dass ich meinen Namen dafür hergegeben habe, darauf bin ich heute noch stolz", so der ehemalige Vorzeigeindianer der Defa-Filme, der es sich nicht nehmen ließ, zur Premiere auf der Stadtwaldbühne zu erscheinen.

 

Überhaupt war es ein Tag der Ehrungen und Erinnerungen... auch von Ben Hänchen, der diesmal die Moderation anstelle seines Papas Uwe übernommen hat. Er geht vor uns auf die Knie, um uns zu zeigen, wie groß er damals war, als ihn Gojko auf seinen Schultern rumgetragen hat - und stellt uns in dem Zusammenhang auch gleich den kleinsten Akteur vor - den kleinen Tristan, der letztes Jahr noch als Baby Ik Senanda rumgetragen wurde und mittlerweile auf seinen eigenen kleinen Beinchen als deutsches (wahrscheinlich aus Bayern - wegen der Lederbüchs) Einwandererkind über die Bühne stapfelt.

 

Auch der langjährige Drehbuchschreiber Dieter F. Gottwald war extra zur 236sten Karl-May-Vorstellung aus Neumünster in die Lausitz gekommen, obwohl heuer der Chefindianer Uwe Hänchen selbst für Buch und Regie sorgte.

 

Für sein langjähriges Engagement und seine hervorragende Arbeit "Am Schmöllner Weg" erhält er von Bürgermeister Andreas Erler die Ehrenplakette der Stadt Bischofswerda (und bedankt sich - frech grinsend - bei dem 2/3 Stadtrat).

 

Du schwafelst schon wieder Charlotte... Nu komm doch mal zur Sache!!! Es gibt immerhin zwei Aufführungen zu besprechen - einmal die der Kinder und zum anderen die Jugendvorstellung. Naja, inhaltlich sind sie ja (fast) gleich und die Geschichte dürfte jedem Karl-May-Freund genügend bekannt sein. Nachdem Karl May himself im schwarzen Anzug mit Aktenköfferchen dem Zug entstiegen ist (der im Übrigen aus der Produktion einer Nürnberger Firma stammt), und die Stimme aus dem Off uns erzählt, dass er Schriftsteller ist und die ganzen Geschichten aus dem Wilden Westen auch alle selbst erlebt hat *grins*... beginnt hier die Geschichte der großen Freundschaft zwischen einem weißen Greenhorn und dem edlen "Wilden"... Winnetou!

 

 

Der inzwischen zum Publikumsliebling avancierte Janko Scheudeck schlüpfte (nachdem er letztes Jahr so gelungen als Hobble Frank über die Bühne humpelte) heuer wieder in die Rolle des kauzigen Westmanns Sam Hawkens und machte seine "Arbeit" mal wieder hervorragend... wenn ich mich nicht irre... *hihi*!

 

Und er sorgt auch für die dezente Komik ohne übertriebenen Klamauk, dafür manchmal etwas hintergründig - man muss schon genau aufpassen, dass einem die Pointen nicht entgehen... ;o)

 

 

...so zum Beispiel, als er am Marterpfahl der Apachen angebunden war, während Sharlih mit Intschu-tschuna im Wasser um ihrer beider Leben kämpft: "Das sind ja herrliche Aussichten... dieses Greenhorn sieht in seinem Leben kein Land mehr." - oder seine Liebes-Szenen mit Vollmond Kliuna-ai... einfach köstlich!

 

 

 

Putzig waren auch die kleinen Can-Can-Tänzerinnen, die ihre Steckerlasbaa (hihi - solche hatte ich als Kind auch) und ihre Röcke schwangen, dass es eine Freude war zuzusehen.

 

Genau wie in Elspe kochten die Emotionen der Kinder im Publikum hoch, als zuerst Klekih-petra und später Nscho-tschi und ihr Vater Intschu-tschuna ihr Leben lassen mußten. Es brauchte viel Zuspruch und Erklärungen von Seiten der Eltern, bis sich die Gemüter wieder einigermaßen beruhigt hatten.

 

Dieser Santer (sehr überzeugend gespielt von Ben Hänchen in der Jugendvorstellung) war aber auch wirklich noch verwerflicher und brutaler als der Bösewicht in Film und Buch... er tötete "Schöner Tag" mit dem Messer und nicht mit einer Kugel... awful!!

 

Sogar die Pause zwischen den beiden Aufführungen wurde zu einem Highlight: Daniel Otterbach, der Gastarbeiter aus Siegen, lieferte sich mit Winnetou Moritz Lehmann und mit Shatty Simon Rensch in äußerst bedenklichem Zustand (er war herrlich betrunken) grandiose Zweikämpfe und gerade las ich, dass für die Kampfszenen Daniel und Ben verantwortlich sind... ganz großes Kino (ääääh Bühne), meine Herren!!!

 

Überhaupt... dieses Siegerländer Gewächs ist ein Naturtalent und eine Bereicherung der Schiebocker Bühne. Letztes Jahr gab er sein Debüt als Kas Timpe und heuer glänzte er als "Weichei" Bancroft. Leider ereilte ihn dasselbe Schicksal wie Winnetous Schwester - er wurde ebenfalls von Fiesling Santer erstochen.

 

Die anrührenden Szenen kamen aber auch nicht zu kurz... die Blutsbrüderschaft, Old Shatterhand und Nscho-Tschi in einem Kanu auf dem kleinen Bühnensee und sehr schön fand ich den Indianeralltag auf und vor dem Pueblo mit den spielenden kleinen Rothäuten. Mir wurde es ganz warm ums Herz und ich fühlte mich zurückversetzt in meine behütete, geborgene Kindheit... ganz große Klasse!!

 

Für ungewollte Komik sorgte Old Shatterhand, indem er aus "dieser Haarlocke" eine "Haarschnitte" machte und den zweiten (gewollten) Gag lieferte "Santer" Ben Hänchen bei der Vorstellung der Neuankömmlinge: "Das ist Ashton, unser Kutscher!" (liebe Grüße an Demi Moore *grins*)

 

 

Und als Nscho-tschi und Intschu-tschuna zum zweiten Mal sterben, kann sich auch Petrus nicht mehr beherrschen, öffnet seine Schleusen... und weint, was das Zeug hält - und als der Bösewicht Santer tödlich getroffen vom Felsen stürzt, sind wir alle nass bis auf die Knochen... auch mein Müllsack-Outfit hat dem nicht standgehalten. *schlotter*

 

...oba scheee woars!!!

 

Nun könnt ihr sagen, ich wäre ein kritikloser Fan... stimmt! Denn für mich gab's nix zu kritisieren - es war einfach perfekt bis ins kleinste Detail. Und wenn Gojko Mitic sagt, von dem, was er heute hier gesehen hat, können sich andere Bühnen eine Scheibe abschneiden... dann widerspreche ich ausnahmsweise mal nicht... ;o))

 

 

Es gab auch eine Geschichte "Am Rande", aber die behalt ich diesmal für mich... nur soviel sei verraten: Sie dreht sich um ein Märchenschloss, den Schwanensee und einen Märchenprinzen, der wohl lieber ein Frosch bleiben will. *seufz*

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Fr. Rauch (Bilder 32, 34)
Fr. Ebel (Bilder 19-31, 33)

 


 

Keryhof

 

Ein Bauerntheater nach Motiven von Karl May

 

Er ist schon sehr beschwerlich - der Aufstieg zur Burg Lichtenegg bei Rimbach im tiefsten Bayerischen Wald - 700 m ständig bergauf (aber Annie hat diesmal auf den Fahrdienst verzichtet und sich beizeiten auf den steilen Weg gemacht) *japps und schwitz*... und erst der Abstieg *puh* - äußerst abenteuerlich!!

 

Obba soweit simmer no lang no net... erscht amol simmer droom und etz schau mer mal.

 

"Es war Sonntag. Die Bewohner des Dorfes waren aus der Kirche zurückgekehrt, und überall in den Häusern setzte man sich zu Tische. So auch beim Bauer Kery.

 

Bei ihm durfte das Gesinde nicht mit der Herrschaft essen. Für die Dienstboten stand in der hinteren Ecke ein besonderer Tisch, und für sie wurde auch besonders gekocht. Er hätte es für eine Schande gehalten, dasselbe Gericht vor sich zu sehen wie die Dienstleute.

 

Schon standen Alle an ihren Plätzen, und nur der Bauer fehlte noch. Das war so seine Gepflogenheit. Er ließ auf sich warten, denn er hatte gehört, daß dies vornehm sei. Wenn er aber dann in die Stube trat und seinen Platz am Tische einnahm, so verlangte er, daß Keiner fehle. Wehe Dem oder Derjenigen, die sich ein Versäumniß zu schulden kommen ließ!

 

Und leider war dies heut der Fall. Am Gesindetische stand ein Stuhl leer. Mutter und Tochter hatten den Herrentisch in Ordnung gebracht und erwarteten nun den Herrn des Hauses. Da bemerkte die Erstere den besorgten Blick, welchen die Letztere nach dem Gesindetische warf.

 

»Was giebt es noch?« fragte sie.
»Der Ludwig ist noch nicht da.«
»Wirklich! Ist er denn noch nicht wieder heim?«
»Ich weiß es nicht. Ich werde gleich einmal nachsehen.«

 

Eben wollte sie fort; da trat der Bauer ein. Ohne Jemandem einen Blick zu gönnen, schritt er auf den Tisch zu, stellte sich an seinen Platz, faltete die Hände und gebot:

 

»Wir wollen beten!«

 

Alle wußten, was jetzt kommen werde. Er pflegte erst nach der Aufforderung zum Gebete sich zu überzeugen, daß Alle anwesend seien. So auch jetzt. Er musterte mit einem schnellen Blicke den Gesindetisch und rief, anstatt das Gebet zu beginnen:

 

»Donnerwetter! Wo bleibt der Ludwig?«

 

Niemand antwortete.

 

»Nun! Habt Ihr keine Mäuler oder keine Ohren? Ich frage, wo der Ludwig bleibt!«

 

In diesem Augenblicke hörte man das Räderrollen eines Wagens, welcher in den Hof einfuhr.

 

»Da kommt er erst,« sagte eine der Mägde, welche couragirt genug war, das Schweigen zu brechen.

 

»Erst jetzt also!« zürnte der Bauer. »Er hätte schon vor einer Stunde hier sein sollen. Nun hat er erst die Pferde zu versorgen. Es wird gegessen und wenn nichts übrig bleibt, so kann er nichts bekommen. Wollen beten!«

 

Die Hände wurden abermals gefaltet und dann recitirte er in leierndem Tone, dem man es anmerkte, daß er sich bei den Worten eigentlich gar nichts dachte:

 

»Wir danken Gott für seine Gaben,
Die wir von ihm empfangen haben,
Und bitten unsern lieben Herrn,
Er wolle uns hinfort mehr bescheer'n.
Amen.«"

 

So beginnt das 8. Kapitel (Zweimal gerettet) aus Karl Mays Kolportageroman Der Weg zum Glück, den May als fünften und letzten Roman für den Verleger Münchmeyer schrieb, und fast genauso beginnt das Stück auf der Bayerischen Freilichtbühne.

 

Aus dem Knecht Ludwig Held ist allerdings ein Berthold geworden und die Sprache is richtig wäldlerisch boarisch, dass sogar ein fränkisch-bayrisches Gewächs wie die Annie ihre Probleme hatte, alles zu verstehen. Nach den ersten Sätzen dachte ich noch: "Hilfeee, ich versteh kein Wort"... aber man hört sich ein (nur mit den eingebauten echt bayrischen Zoten hatte ich so meine Probleme - ich konnte sie nur anhand der Publikumsreaktionen erahnen)

 

... und ich trau mich wetten, unser sächsischer Schwadronierer hätt wahrscheinlich kein Wort verstanden... *grins*

 

Okay, für alle, denen das Stück jetzt nicht so geläufig ist, ein kurzer Abriss (die Geschichte wurde natürlich etwas komprimiert und gekürzt (weil sonst tät i heut no dortsitzen…;o)):

 

Die Handlung spielt, wie schon der Titel sagt, auf dem Keryhof, einem Bauernhof im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet, der von einem tyrannischen Bauern bewirtschaftet wird, der wegen seiner Spielleidenschaft Opfer einer Erpressung geworden ist. Dies macht den Hofherren immer unausstehlicher, geiziger und hartherziger, und er macht sowohl seiner Frau und seiner Tochter als auch dem Gesinde mit seiner missmutigen Art das Leben schwer.

 

Erpresst wird er von dem böhmischen Grundbesitzer Osec, der ihn mit Hilfe seines Sohnes und eines Falschspielers ständig beim Kartenspielen abzockt und der im Besitz eines ganzen Bündels Schuldscheinen ist, mit deren Hilfe er den Kerybauern unter Druck setzt und ihn nötigt, seine Schmuggeltransporte über die Grenze zu organisieren.

 

Um den Bauern noch stärker an sich zu binden und um sicher zu gehen, den Keryhof auch wirklich in die Finger zu bekommen (denn das ist sein Ziel), soll dessen Tochter Gisela Osecs Sohn Stefan heiraten.

 

Diese aber - ganz die dickschädlige Tochter ihres Vaters - hat sich schon längst in den Knecht Berthold verguckt... und dieser auch in die Tochter seines Arbeitgebers, und als beim Kirchweihtanz die Verlobung Giselas mit Stefan Osec bekanntgegeben werden soll, kommt es zum Eklat und zur Katastrophe.

 

Die beiden böhmischen Pascher (Schmuggler) Cerno und Usko (die im Übrigen mit ihrem putzigen "Kuchlböhmisch" stark an den "Braven Soldaten Schwejk" erinnern) werden umgebracht, der Osec erschießt aus Versehen seinen Sohn Stefan, wird darüber wahnsinnig und verbrennt schließlich in dem von ihm selbst gelegten Feuer im Heustadl des Keryhofes.

 

Der Kerybauer wird nach einem Zusammenbruch plötzlich ziemlich umgänglich... und für die beiden Verliebten gibt es natürlich ein glückliches Ende. *seufz*

 

Mir hat sehr gut gefallen, was Johannes Reitmeier - Regisseur, Intendant und Autor des Stückes (und ein echtes Wäldler Gewächs) - aus dieser Karl-May-Vorlage gemacht hat und man kann nur hoffen, dass es ihm (nach seiner Berufung an das Landestheater Tirol in Innsbruck) noch möglich ist, weiterhin Stücke für den Lichtenegger Theaterbund zu schreiben. Sein Wirken in der Region wurde unter anderem mit dem Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins sowie dem Waldschmidt-Preis gewürdigt.

 

Aber nicht nur der Intendant verdient höchstes Lob - es war das Zusammenwirken aller Beteiligten, das den Abend zu einem echten Schmankerl werden ließ. Durchwegs gute Schauspieler, schöne Kostüme, perfekte Ton- und Beleuchtungstechnik und nicht zu vergessen, der Bühnenbau.

 

"Am Anfang war das Wort. Johannes Reitmeiers Wort. Und eine Handskizze.

 

Vier auf Kunststoffrollen gelagerte, fahrbare Bühnenelemente, mit Seitenwänden, Fenstern, Türen und Giebeln, die zu einer großen "Bauernstube" zusammengeschoben werden können oder einzeln, versetzt zueinander, auf der Bühne stehen und kleine Spielflächen bieten - so lauteten die Vorgaben des Regisseurs..."
(aus dem Programmheft entnommen)

 

...und so verwandelte sich die große Bauernstube flugs in einen Garten oder Hof mit Gebäuden ringsum, in ein Wirtshaus, in dem getanzt und gekartelt wurde, oder in die Schlafstube, in der der Kerybauer - zum Ende des Stückes hin - körperlich und seelisch ziemlich angeschlagen im Bett liegt, von Frau und Tochter umsorgt.

 

Diese Kulissenschieberei erfolgte in völliger Dunkelheit, während die Musikanten des Notz'scher Bayerwaldchores (stimmungsvoll angeleuchtet) mit bayerischen und "kuchlböhmischen" Volks- und Wirtshausliedern die kurzen Szenenpausen gekonnt überbrückten.

 

Sogar das "Ave Maria" aus des Maysters Feder hat Markus Hofmann für die dramatischen Schlußszenen des Stückes mit seinen Musikanten einstudiert. Ich fand's klasse! (Dem restlichen Publikum wurde es beim dritten Vers anscheinend schon zu ernst, was man an dem aufkommenden Gemurmel ringsum schließen könnte.)

 

Fazit: es geht auch ohne Indianer und Cowboys!!! Und der mühevolle Auf- und Abstieg hat sich (für mich) durchaus gelohnt... ;o)

 

Und diesmal gibt's auch wieder die Glosse "Am Rande":

 

Nachdem die Annie nun mühevoll den Berg naufgschnauft woar, hat sie sich auf die im Flyer angekündigte "Bewirtung am Burggraben mit regionalen Schmankerln" gfreit.

 

Oha, na die hätt i mir a bisslä anders vorgstellt... außer Brezn mit Käs gab's nur Semmeln mit Wurscht und totem Fiieesch! *iiiiiiiihhh*

 

Oba woarscheinli handelt es sich bei dem regionalen Schmankerl um den handwerklich gebrauten, lange gelagerten und in traditionellen Bügelflaschen abgefüllten Hopfensaft der "Hofmark Brauerei"... Na denn prost!!

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Jürgen Hirtreiter (Bilder 35-43) mit freundlicher Genehmigung des Lichtenegger Theaterbundes

 


 

Jonsdorf

 

Nachdem Annie plötzlich klargeworden ist, dass am 25.8. mit der Vorstellung in Dasing ihre persönliche Bühnensaison zu Ende geht, wurde sie von einer derartigen Wehmut überfallen, dass sie sich kurzerhand - nach zwei Telefonaten (eins mit der Bühne und eins mit der Zimmerwirtin) - in ihren toffeebraun-metallicfarbenen Mustang aus Wolfsburger Zucht geschwungen hat und ohne Zaudern ins Zittauer Gebirge gedüst ist. Wwowww, was für ein Satz!!

 

Erzähle nicht die Wahrheit, solange Dir etwas Interessanteres einfällt! (Zitat, welches Karl May nachgesagt wird. Dürfte aber in der Form eher eine Erfindung sein.)

 

Dieses Motto hat sich das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau heuer auf seine Fahnen geheftet und genauso unverbissen sollte (und muss) man auch an "Die große Orientreise" herangehen (im Übrigen auch ein kleiner Seitenhieb an alle, die Sharlih mitunter zuuuu ernst nehmen und det janze Bühnenjedöns sowieso von vornherein ablehnen! *hehehe*).

 

Okay... erst mal zur Story (ich hoffe, ich krieg das noch so einigermaßen zusammen)... und jetzt bitte nicht gleich wieder japsen - da geht einiges durcheinander mit den ganzen beteiligten Personen, Stämmen, Scheichs, Hochzeiten und Scheidungen... es ist nämlich ganz viel Weibsvolk zugegen und ein zweihöckriges Kamel, das nach Ansicht aller Besserwisser im Orient auch nix verloren hat. *hihihi*

 

Salam aleikum!

 

Old Shatterhand verschlägt es diesmal in die unwirtlichen Wüsten Ägyptens, und sein treuer Begleiter ist diesmal nicht die edle Rothaut, sondern sein Diener und Freund Hadschi Halef Omar Ben... (na, ihr wisst schon ;o) ), der seinen Sihdi Kara Ben Nemsi ebenso "beschützt", wie Hassan seinen Herrn Lord David Lindsay. Hassan ist allerdings hauptsächlich mit der Klappe tapfer, was Halef immer wieder dazu herausfordert, mit diesem ein nicht sehr höfliches Wortgefecht zu führen.

 

Gemeinsam kämpfen die vier, zusammen mit dem Preußen Krüger Bei (und seiner dreiköpfigen, etwas trotteligen Armee) gegen den gefürchteten "Karawanenwürger" Hedschan Bei, Anführer der Tuareg, dessen Ziel es ist, die beiden Stämme der Beni Arab (die Beni Salah und die Beni Suef) zu unterdrücken und gegeneinander auszuspielen. Da die beiden Stämme in das alte Gesetz der Blutrache verstrickt sind, scheint ihm dies anfangs auch zu gelingen; und kämen nicht unsere Helden mit ihrer Tapferkeit und Weisheit dazwischen, so wäre das Ganze sicher in einer Katastrophe geendet.

 

Tja, und mit den ganzen Irrungen und Wirrungen rund um die Damenwelt kann man schon etwas den Überblick verlieren. Krüger Bei heiratet die schöne Hilujah, lässt sich aber gleich wieder scheiden, um die Dame danach käuflich erwerben zu können (für den Harem seines Dienstherren).

 

Hilujahs Schwester Badihjah, ihres Zeichens Khanum und somit Herrscherin ihres Stammes, soll nach den Bräuchen ihres Volkes den Bruder ihres verstorbenen Mannes ehelichen, und dieser ist Faled, genannt "Herr des Säbels" (mir ist jetzt nur Abu Seif, der "Vater des Säbels" ein Begriff - aber das will nix heißen... im Orient kenn ich mich noch weniger aus, als im Westen - dem Wilden…;o) ).

 

Sie mag den Herrn aber nicht und Rettung kann nur der bringen, der Faled zum Zweikampf fordert (und gewinnt). Nachdem sich erst Lord Lindsay und Krüger Bei dem Kampf stellen wollten, muss am Ende doch Kara ran und die Schöne vor dieser unerwünschten Ehe retten. Unser allemannischer Effendi gewinnt natürlich und verzichtet auf die Ehre, die Dame zu ehelichen, damit sie den heiraten kann, den sie liebt. Typisch Karl! Allerdings passen die 36 folgsamen und lieblichen Frauen, die Halef seinem Sidhi andichtet, nicht ganz in das Bild unseres "geschlechtslosen" Sachsen. *grins*

 

...tscha, und um die Weiberei voll zu machen, gab's dann fürs Auge eine gekonnte Bauchtanzaufführung, die vom Publikum frenetisch beklatscht wurde.

 

Überhaupt waren die Kostüme, die Schauspieler, die vielen Tiere (Kamel, Pferde, Schafe, Ziegen, ein Esel und ein Hund) sowie die Kampfszenen einfach sehenswert und der Humor war - bis auf einige Szenen auch nicht ganz so dick aufgetragen wie letztes Jahr am "Silbersee".

 

Stellenweise hatte sogar eine nörglerische Spaßbremse wie Annie von Zeit zu Zeit ein Grinsen im Gesicht - der Humor von Lord Lindsay gefiel mir sehr und auch Herr Krüger Bei konnte mich stellenweile arg belustigen... ebenso wie der Imam, der nach einer Kauderwelsch-Litanei ganz trocken gemeint hat "das machen (üben?) wir nochmal!"... und nach derselben Litanei: "...na bitte, geht doch!" ... herrlich!!

 

Im Übrigen passt obiges Motto über die Wahrheit zu fast allen Bühnenveranstaltungen. Stellt euch mal vor, die Bühnen würden sich (soweit möglich), getreu an die Buchvorlage halten... es wäre immer wieder dasselbe und würde spätestens nach drei Jahren (wenn man dann alle Schauspieler mal gesehen hat) total langweilig. Ergo - ein bisschen künstlerische Freiheit sollten wir den Bühnen schon zugestehen.

 

Und Annie wär nicht Annie, hätt sie nicht doch a bisserl was zu meckern (sonst geht ja die Tür net zu - tät mei Mama etz widder sogng), wobei das jetzt ein völlig subjektives Empfinden ist, aber mir geht es einfach tierisch auf den Senkel - ich mag nämlich keine Volksfeste und Kirmes', aber das Flair in Jonsdorf kommt dem verdächtig nahe. Jeder kennt jeden - jeder palavert über dich hinweg (als wärst gar net vorhanden) und isst entweder a stinkerts Fischweggla (links), oder an Berg Pommes rot/weiß (rechts) und hinter oder vor dir gibt's Riesentüten Popcorn (da krieg i im Kino scho immer die Krise)... und außerdem musst aufpassen, dass dir net irgendwer sei Bier oder sei Brause (rot oder grün) ins Genick schüttet.

 

Naja... und dann gab's noch des Fotografierverbot (wofür ich aber durchaus Verständnis habe)... drum muss i euch desmol mit an klaaner Tube-Video vertrösten (des geht leider net immer):

 

Die große Orientreise

 

...und wenn meine Fotos "behind the scenes" was geworden sind, gibt's noch irgendwann einen kleinen Nachtrag.

 

 

Soooo... und jetzt kommts: Am Rande!

 

Im Eifer des Gefechts hatte Annie sich ein Zimmer ohne Frühstück gebucht, was sich im Nachhinein als gar nicht so schlecht entpuppte. Nachdem man im Alter eine gewisse "senile Bettflucht" entwickelt, stand Annie um kurz vor 5:00 Uhr putzmunter neben dem Bett und hat nach kurzer Überlegung und noch kürzerer Katzenwäsche ihre ganzen Utensilien in die Tasche geworfen (Geld und Schlüssel in den Briefkasten) - und war um 5:20 Uhr "on the road".

 

Nachdem man als alter Scout natürlich weiß, dass in so abgelegenen Gegenden wie dem Zittauer Gebirge (und um diese Tageszeit) das Wild äußerst aktiv ist, pirschte sich Annie mit ihrem Stahl-und-Blech-Pferd ganz vorsichtig durch die Dämmerung... und das war auch gut so!!

 

Sämtliche Kreaturen aus "Brehms Tierleben" schienen sich in den Wäldern der Oberlausitz ein Stelldichein zu geben (Rehe, Hasen, Marder, Eichhörnchen, Krähenschwärme...).

 

Einmal musste Annie ihren Mustang total zum Stillstand bringen... eine Rotte Wildschweine hatte sich wohl eingebildet, dass es auf der anderen Seite der Straße schöner sein müsste und überquerte dieselbe mit Sack und Pack und Kind und Kegel... und als Annie ihrem Falben schon wieder die Sporen geben wollte, kam noch eine richtig dicke, fette Sau als Nachhut hinterhergetrabt. Puuhhh! - die hätte schon ein paar Verletzungen hinterlassen (zumindest am Ross).

 

Na gut - im Großen und Ganzen war es doch eine erholsame Fahrt und die Klimaanlage hatte auch bis nach dem Frühstück in der Nähe von Mittweida Pause. Mittweida? Da war doch mal was?

 

Neinnein - es gab kein Wasser und Brot, sondern lecker Speck mit Spiegelei... und kurz bevor die Affenhitze einsetzte war Annie wieder glücklich daheim...

 

... und jezz hängt ein Poster - mal nicht mit Winnetou/Shatterhand - an meinem Schrank... ;o))

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Fr. Rauch (Bild 44)

 


 

Dasing

 

Unter Geiern heißt das Stück, das heuer auf der südlichsten deutschen Bühne aufgeführt wird - und es handelt sich weitgehend um die zweite Geschichte des gleichnamigen Buches aus der "grünen" Reihe: Der Geist der Llano Estacado, die unter den "Wüstengeiern" der "Staked Plains" spielt (in meiner May-Bibliothek ist die Story im "Sohn des Bärenjägers" zu finden... ;o) )

 

Der Prolog hatte schon was... und war wohl als Reminiszenz an das Karl-May-Jahr gedacht:

 

Da liest Winnetou (mit der echt schönen Stimme von Matthias M. aus dem Off) einen Brief seines Blutsbruders Sharlih vor, der ihm mitteilt, dass er sich wegen Hochstapelei und Betrügerei vor Gericht verantworten muss. Und da steht dieser "arme Sünder" dann vor dem Richtertisch und muss sich anhören, dass Old Shatterhand (für den er sich ausgibt) wohl eher ein Produkt seiner überspannten Fantasie sei. FRECHHEIT!!

 

Aber Karl überzeugt den Richter, dass er in Winnetou einen glaubwürdigen Zeugen hat und so lässt sich der dann überreden, sich mit Sharlih in den Llano Estacado zu begeben, wo die berüchtigte Geierbande ihr Unwesen treibt. Angeführt wird diese von Mr. Leader (Fred Rai - herrlich schurkisch und fies wie JR in Dallas)... und der und seine Bösewichte haben nix Besseres zu tun, als in der öden Wüste die Pfähle umzustecken, um dadurch die Reisenden in die Irre zu führen und um sie dann besser überfallen, ausrauben und niedermetzeln zu können.

 

Dies alles spielt sich im Gebiet der Chiricahua-Apachen ab und die beiden Blutsbrüder geraten bei ihrem Kampf um Recht und Frieden doch gleich wieder zwischen die Fronten und müssen sich sowohl vor den "Geiern" als auch vor dem kriegerischen Häuptling Tusaga-Nanga in acht nehmen.

 

 

Letzterer wird natürlich von Peter Görlach gespielt (der im Übrigen wieder hervorragende Arbeit geleistet hat - sowohl als Choreograph, Buchautor, Regisseur und Darsteller)... und wenn der so richtig furchterregend guckt, dann schiebt sich immer das Bild eines anderen meist böse guckenden Indianers vor mein geistiges Auge - etwas weiter nördlich angesiedelt - im Sauerland, genauer gesagt in Elspe (ja, richtig geraten: Meinolf Pape ist gemeint *zwinker*).

 

Die Freunde haben aber auch Helfer auf ihrer Seite... allen voran ein geheimnisvoller, gespenstischer Reiter: "Das Pferd war schwarz (naja nicht ganz... ;o) ), aber der Reiter war weiß. Er hatte die Gestalt eines Büffels. Man sah ganz deutlich den Kopf mit den beiden Hörnern, den Nacken mit der struppigen, halblangen Mähne, welche hinterher flatterte, und den Leib, welcher sich nach Rückwärts mit dem Hinterteile des Pferdes vereinigte..." (Orig. May) und dieser Geist - um den es sich hierbei natürlich handelt - war wirklich sehr beeindruckend dargestellt... Klasse!

 

Dann ist da auch noch Bloody Fox (*grins*), der die Mörder seiner Eltern ebenfalls bei den Geiern zu finden glaubt und diesen blutige Rache geschworen hat.

 

Die resolute Gisela Böhnisch als "Oma" Helmers und ihr Besen sind auch nicht zu verachten... und ihre Enkelin Brooks (Tessa Bauer) steht ebenso auf der Seite der "Guten" wie die nach ihrem Liebsten suchende Coleen Williams, deren Schwester sich allerdings auf die Seite der Schurken geschlagen hat und die am Ende (schon geläutert) ihr Fett wegkriegt, ebenso wie der Oberschurke Mr. Leader, der durch einen Meteoriteneinschlag zu Tode kommt (auch nicht alltäglich... ;o) ).

 

Tja und dann gibt's da noch was zu besprechen, wo ich meist etwas zwiegespalten (und piesepampelig) bin... die humorigen Einlagen. Hmmmm - also, mit dem in der Wüste nach Dinosaurierknochen suchenden Paläontologen Prof. Munibert Prosperus Morgenstern und seiner Frau Mathilda kann ich mich ja noch abfinden (obwohl's die bei May gar nicht gibt - zumindest nicht im Wilden Westen), aber der Juggle Fred, der von einem ehemaligen Kunstreiter zum Zauberer mutiert und seinem komischen Seil mit den "männlichen" Anwandlungen (ähem)... das war mir dann doch wieder etwas tooo much - sorry!!

 

"Konnte der lesen?" fragte meine Freundin ganz erstaunt, als Winnetou am Ende auf dem Felsen steht und Sharlihs Brief vorliest, in dem er ihm mitteilt, dass die Anklage gegen ihn inzwischen null und nichtig ist.

 

Tztztz... das kommt davon, wenn man das Lesen der May-Bücher ablehnt, weil einem Karls "Supermanngehabe" tierisch auf den Senkel geht... sonst wüsste man, dass es ja einen Klekih-Petra gab, der den Sprösslingen von Intschu-Tschuna ein guter Lehrmeister war.

 

Mein Schlüsselsatz in dem Stück war dieser da: "Der schlimmste Gegner, den du besiegen musst, bist du selbst"... Tusaga-Nanga hat es am Ende geschafft (Annie übt noch….;o) ).

 

Bitte, nicht böse sein, wenn ich jetzt nicht auf alles eingehen kann, aber sonst wird das ja ein Roman im Umfang von "Krieg und Frieden"... ich will ja auch über den neuen Shatty noch ein paar Worte verlieren.

 

"Dreimal war Helmut Urban bereits in Winzendorf als Old Shatterhand zu sehen. Und in der diesjährigen Saison wird er wieder in seine Lieblingsrolle schlüpfen - allerdings in Deutschland bei den süddeutschen Karl-May-Spielen in Dasing in der Nähe von Augsburg..." (Quelle: http://www.winnetouweb.tk)

 

...und ich muss schon sagen, die Verstärkung, die sich Peter Görlach da aus seiner Heimat Österreich geholt hat, war (zumindest für mich) sehr überzeugend. Man merkte ihm die Spielfreude an... auch seine innere Verbundenheit zu seinem Blutsbruder Winnetou (die Chemie zwischen den Beiden stimmte einfach - es war nicht zu überschwänglich, aber man hatte als Zuschauer schon das Gefühl, dass die beiden sich mögen) und ich würde mich persönlich sehr freuen, den alpenländischen Shatty auch in Zukunft an der Seite der edlen Rothaut zu sehen (im Übrigen ist er sehr nett... ;o) ).

 

Was die "Edle Rothaut" anbelangt... er (Matthias M.) ist einfach der Vorzeige-Winnetou schlechthin - und wenn er sich (so ganz ohne Steigbügel) auf seinen Iltschi schwingt... Boah!! - das soll ihm erst mal einer nachmachen.

 

Iltschi sorgte nebenbei für unfreiwillige Komik und Belustigung bei den Zuschauern, als er (?), nachdem Winnetou ihn herbeigepfiffen hatte, auf die Kinder in der ersten Reihe zulief und wohl um Leckerli bettelte (sogar Winnetou musste mal kurz grinsen... ;o) ).

 

Tja... und das war er nun - mein Abschiedsbühnenbesuch für dieses Jahr... too bad!

 

Aber wenn's zu arg wird mit den Entzugserscheinungen... in Dasing wird ja noch bis 23. September gespielt... *zwinker*

 

Hab mir dann überlegt, was ich Euch so zum Abschluss am Rande präsentieren könnte und da kam mir der Zufall (nein, Zufälle gibt es ja nicht... ;o) ) im Store in der Westernstadt zu Hilfe.

 

Nachdem Annie ja nach der Vorstellung Autogramme erjagen geht und die Dasinger für diesen Zweck ein wunderbares Programmheft herausbringen, begab sich Mrs. O'Toole nach ihrer Ankunft schnurstracks in den Store, um sich entsprechendes Heft zu besorgen - und sie kam dann nicht nur mit einem, sondern mit vier Programmen wieder raus. Wahnsinn!! - da lagen doch wirklich noch Programme aus der Zeit, als Horst Janson noch als Old Shatterhand/Firehand das Publikum in Dasing begeisterte... und Annie hat zugeschlagen!!

 

Und das ist ihre "Beute"... ausgebreitet auf Annies Outfit an dem Tag...

 

 

...was mich dann auf die Idee brachte, meine Erinnerungen in Form von "Beute/Outfit-Bildern" nochmal Revue passieren zu lassen...

 


 

...freu mich schon auf nächstes Jahr!!

 

Eure Annie O'Toole (Charlotte, Hermine, Methuselah... ;o)

 

An dieser Stelle möchte ich mich auch mal ganz herzlich bei unserem Häuptling bedanken, der sich so liebevoll um unsere Homepage kümmert, viel Zeit und Arbeit für Annies Reiseerzählungen investiert hat und unendliche Geduld für eine gewisse Nervensäge aufbrachte... *grins*

 

Danke Klaus!!

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Fr. Rauch (Bilder 47-52)
Fr. Ebel (Bilder 45, 46)

 

Gerne zeigen wir Ihnen hier zusätzlich noch folgende wunderschöne Eindrücke vom Karl-May-Festspielgelände Dasing


 


 

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