Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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Lauf an der Pegnitz


 

In der Zeit vom 07. Mai bis zum 14. August 2012 finden in der Stadtbücherei in Lauf an der Pegnitz verschiedene Veranstaltungen rund um Karl May statt.
Nachfolgend die Berichte über die besuchten Veranstaltungen (mit Bildern). :o)

 

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09.05.2012:
Karl-May-Indianer, Film-Indianer und Indianer heute. Das Spiel mit dem Klischee.
Vortrag von Dr. phil., M.A. (Geschichte/phys.Anthropologie) Ruben Wickenhäuser

 

In der heimeligen Atmosphäre der Stadtbücherei Lauf fand Herr Dr. Wickenhäuser ein sehr interessiertes Publikum vor. Der Titel versprach interessante Einblicke auch in das Leben und Wirken der Indianer bis in die Neuzeit hinein. Dr. Wickenhäuser sprach weniger über die Indianer Mittelamerikas, sondern beschränkte sich auf die Indianer der USA an Beispielen der nordamerikanischen Lakota-Indianer (verwandt mit den Dakota, beide sprachlich zur Sioux-Familie gehörend).

 

Dr. Wickenhäuser gelang das Kunststück, einen Bogen von der (für May selbst letztlich enttäuschenden) Darstellung der Indianer Karl Mays mit ihren hohen, ideellen Werten und Zielen über die Filmindianer Hollywoods aus unterschiedlichen Jahrzehnten bis hin zur Realität zu schlagen; eine bittere Realität, welche May bereits bei seinem damaligen Besuch in den USA erkennen mußte.

 

Bilder aus dem Pine-Reach-Reservat sowie verschiedene Filmausschnitte nahmen den Zuhörer und Zuschauer mit in die Gedankenwelt und Überlegungen des Vortragenden.

 

In Mays Erzählungen wurde der "typische" Indianer an sich insgesamt recht grell dargestellt. Heute versucht man, den Indianer dem Zuschauer recht authentisch näherzubringen, indem man mehr Wert legt auf "typisches" Verhalten, "typische" Kleidung, "typische" Bemalungen und den "typischen" Schmuck. Dennoch scheinen immer wieder die den Indianern gerne zugeschriebenen - und inzwischen auch vom Zuschauer liebgewonnenen - Tugenden durch die Filme bis in die Neuzeit hindurch: Bedingungslose Tapferkeit, Ehrlichkeit, aber auch Grausamkeit usw.

 

Als Filmausschnitte zeigte Dr. Wickenhäuser u. a. "Der mit dem Wolf tanzt" (hier die Szene, in welcher Lt. Dunbar den ersten Kontakt zu den Indianern in der Einsamkeit bekommt), "Ein Mann, den sie Pferd nannten" (hier die Darstellung des heiligen Sonnentanzes) sowie aus der Fortsetzung "Rückkehr des Mannes, den sie Pferd nannten" und erläuterte hierbei die Wichtigkeit der Riten für die Indianer, welche durch Bestehen der manchmal grausamen, schmerzhaften Riten erst einen Menschen in ihre Reihen aufnahmen. Ebenso stellt der Ritus auch eine Art "Befreiung" dar.

 

Der Sonnentanz wird auch heute noch vom roten Mann an geheimen Orten durchgeführt. Lediglich wenige Menschen außerhalb der Indianerkreise haben die Ehre erhalten, dieser heiligen Zeremonie beiwohnen zu dürfen. Erst dann, wenn die Indianer einen nicht-roten Menschen für würdig erachten, erhält dieser die Einladung, dem richtigen Fest "Sonnentanz" beiwohnen zu dürfen. Diese richtige heilige Zeremonie darf keinesfalls mit der für Touristen angebotenen "Zeremonie" verwechselt werden.

 

Ferner zeigte Dr. Wickenhäuser Filmsequenzen aus Filmen, welche den heutigen Zustand innerhalb von Reservaten zeigten und konnte immer wieder aus eigenen Erinnerungen schöpfen, da er selbst Reservate vor Ort gesehen hat.

 

Am Beispiel der Lakota-Indianer erläuterte Dr. Wickenhäuser, daß dieses aufgedrückte Image durchaus auch von den heutigen Indianern benutzt wird, um sich darzustellen - aber auch, und das scheint sehr sehr wichtig - sich selbst zu finden, nachdem die einstigen Ureinwohner der USA, zurückgedrängt, um Land und Nahrung betrogen durch den weißen Mann, sich immer wieder aufgebäumt hatten, um die fremden Eindringlinge aufzuhalten, zu bekämpfen, was aber - wie bekannt - wenig gebracht hat, was auch durchaus an Vertragsbrüchen sowie der Geldgier von weißen Männern lag.

 

Nebenbei erklärte Dr. Wickenhäuser noch bebildert, wozu der Ureinwohner Amerikas Bisons benötigte, wie er jagte - und wozu der weiße Mann die Bisons jagte, und wie...

 

Als Abschluß zeigte Dr. Wickenhäuser noch einen wichtigen Ort der Lakota-Indianer, die sog. "Black Hills" in South Dakota und führte aus, daß die Indianer glauben, da dort kein Mensch überleben kann, daß dort deshalb die Geister ihrer Ahnen einen Platz gefunden haben. Deshalb gilt dieser Ort den Dakotas als heilig.

 

 

Zusätzlich zu dem sehr interessanten Vortrag schmückte eine Ausstellung mit privaten, durch den Leihgeber Herr Dr. Raab fast komplett selbst erstellten Gegenständen aus dem indianischen Alltag die Laufer Stadtbücherei. Die hier gezeigten Bilder sollen einen kleinen Eindruck der wunderschönen Exponate wiedergeben.

 

Alles in Allem kann man sagen, daß das durch Dr. Wickenhäuser gezeigte Bild Hoffnung und Mut macht, daß die Ureinwohner Amerikas sich auf einem zwar sehr sehr mühsamen, aber aufsteigenden Weg befinden, nicht ihre gesamte, durch Jahrhunderte geschaffene Individualität zu verlieren, sondern sich selbst wieder neu zu entdecken, ihre Sprache, ihr Leben, ihr Wesen. Wir wünschen ihnen jedenfalls alles Gute!

 

Ganz zum Schluß noch eine kleine Anmerkung, vorgetragen und wissenschaftlich belegt durch Dr. Wickenhäuser:

 

Der bei Karl May immer wieder benannte "Büffel" ist in Wirklichkeit ein Bison.
Der kleine Unterschied wird u. a. auch hier wunderbar erklärt:

 

Beide gehören zwar zur Familie der "Hornträger" (die wiederum zur Unterordnung der "Wiederkäuer" und zur Ordnung der "Paarhufer" gehören – nur der Vollständigkeit halber), und darin zur Unterfamilie der "Waldböcke und Rinder". Und beide gehören darin zur Gattungsgruppe der "Rinder". Aber dann ist auch schon Schluss mit den zoologischen Gemeinsamkeiten: Der Bison bildet seine eigene Gattung, nämlich - richtig! - der "Bisons".

 

Nur nebenbei: Das Spektrum der "Hornträger" reicht vom Bison bis zur Ziege; Nashörner und Geweihträger gehören allerdings nicht dazu.

 

Aber zurück zum Thema: Zur Gattung der "Bisons" gehören - richtig - amerikanische Bisons und das Wisent. Alles, was sonst noch so gern als Büffel bezeichnet wird, gehört zur Gattung der "Asiatischen Büffel" oder der "Eigentlichen Rinder". Nur der afrikanische Büffel hat noch weitere Eigenheiten und bildet eine eigenständige Gattung.

 

(Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung)

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Hr. Steinel (Bilder 1, 4, 5)
Fr. Hafer-Drescher und Fr. Grabmeier, Stadtbücherei Lauf (Bilder 2, 3)

 


 

20.05.2012:
Da lacht sogar Winnetou. Karl May im Spiegel witzig-satirischer Cartoons.
Vernissage mit dem praktizierenden Karl May-Freund und genialen Zeichner Peter Klier

 

Jeder Karl May-Freund wird sicher bereits von ihm gehört haben, vielleicht sogar seine Werke kennen: Peter Klier. Seine beim Karl May-Verlag erschienenen Bücher

 

Da lacht sogar Winnetou... oder: Am Schluss siegt immer Old Shatterhand

 

und das aufgrund der Nachfrage des ersten Buches in der weiteren Folge erschienene

 

Old Kara Ben Winnetou

 

haben bereits viele Menschen erheitert.

 

Am 20. Mai 2012 nun fand in der Stadtbücherei in Lauf eine Vernissage mit Peter Klier statt.

 

Zu dieser Vernissage wurden sowohl seine Zeichnungen gezeigt als auch Rezitationen aus seinen Büchern vorgetragen.

 

Die Rezitationen, wunderbar vorgetragen von Frau Amely Drescher, wurden immer wieder durch die stimmungsvolle Musik des begnadeten Filmkomponisten Martin Böttcher unterbrochen, welche den Besuchern sicher Bilder der Vergangenheit vor Augen führte und zum Träumen anregte!

 

Herr Klier selbst entführte die Besucher unter Zuhilfenahme einiger seiner Bilder (unterstützt durch Frau Renate Grabmeier von der Stadtbücherei Lauf) in seine Ideen und enthüllte und erläuterte teils phantastische, teils unbekannte Details seiner Zeichnungen. Darauf aufmerksam gemacht, fand man in den präsentierten Bildern unzählige Kleinigkeiten, welche für sich gesehen teils recht umfangreiche Aussagekraft hatten.

 

Teils augenzwinkernd, teils lächelnd, teils kurios wurde uns u. a. mitgeteilt, welche Gedanken Peter Klier sich zum Thema der "Unbeweibtheit" Kara Ben Nemsis, Shatterhands und Winnetous machte - und weshalb Klier die (nackten) Haremsdamen so zeichnete, wie sie in den Büchern zu sehen sind, und wie er sich den prüden, sich bedeckenden und in der Bibel lesenden Kara im Wüstenlager nach der Rettung Senitzas während ihres Annäherungsversuches vorstellte...
Und wer wußte bisher, daß die Rettung Senitzas für Kara, der Senitza auf seinen Armen halten mußte, sehr anstrengend war, weil im Orient sehr umfangreiche Frauen als schön galten? Und Senitza eine sehr schöne Frau war?
Ebenso wissen wir nun, daß Winnetou und Shatterhand einer nacktbadenden Indianersquaw nur deshalb zusahen, weil sie ja vor Feinden beschützt werden mußte, welche sicher massenweise um den See herumlagen... und wir wissen nun auch, daß in der Wüste die eigentlichen Helden die Kamele waren, welche - obwohl kurzsichtig, dafür aber mit Brille, ebenso wie die brillentragende Sphinx - das Umfeld absicherten, während der Schriftsteller im Schatten der Sphinx seine... sagen wir: Heldentaten... niederschrieb!
Auch unbekannt war bisher, daß Shatterhand Indianern nur deshalb entkam, weil die Indianer folgsam an einer roten Ampel warteten, während Shatterhand - das Lichtzeichen mißachtend - flüchtete.
Ferner erzählte Peter Klier, daß er einen seiner damaligen Lehrer in einer Zeichnung an einem Marterpfahl verewigt hat (und gab schmunzelnd zu, daß er selbst später als Lehrer und dann sogar als Schulleiter arbeitete).
Nicht fehlen durfte natürlich der versteckte Hinweis auf Mays mitunter langatmige Erzählart, bei welcher sowohl Winnetou als auch seine Schwester Nscho-Tschi am Lagerfeuer vor dem Tipi einnickten, während Shatterhand aus seinen Niederschriften erzählte und erzählte.

 

Dies alles und noch viel mehr lernten die Besucher der Vernissage kennen: Jedes Bild erzählt eine eigene Geschichte! Eine kleine Auswahl seiner Bilder sehen Sie hier:

 

 

Eine genaue Betrachtung der Bilder in seinen Büchern ist daher sehr anzuraten; zudem ist eine gewisse Kenntnis der Werke und des Lebens von Karl May sehr empfehlenswert.

 

 

Sowohl vorher als auch danach stand der sehr sympathische Künstler wie selbstverständlich sowohl für Gespräche, aber auch für Widmungen in seinen Büchern (ja, das mußte sein! ;o) ) und Fotos gerne zur Verfügung. Ebenso gern stand uns Frau Drescher für ein Gruppenbild zur Verfügung. Nochmals herzlichen Dank!

 

Seine Bilder wurden im Übrigen auch zur 2. Wiener Karl May-Wochenende gezeigt.

 

Einige der Sätze seines Vortrages sind übrigens hier wunderbar wiedergegeben: Mellrichstadt, Peter Kliers Heimatstadt

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Hr. Klier (Bilder 6, 7, 8, 17, 18)
Hr. Schmid und Hr. Haug, KMV Bamberg (Bilder 6, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17, 18)
Fr. Hafer-Drescher und Fr. Grabmeier, Stadtbücherei Lauf (Bilder 6, 7, 8, 17, 18)
Fr. Drescher (Bilder 6, 18)
Fr. Steinel (Bilder 17, 18)
Hr. Steinel (Bilder 6, 7, 8, 18)

 


 

11.06.2012:
Wo geht‘s hier nach Arabien?
Lesung mit dem Kabarettisten und Buchautor Christian Springer

 

In der Karl May-Veranstaltungsreihe der Stadtbücherei Lauf war auch eine Lesung von Christian ("Fonsi") Springer aus seinem Buch Wo geht's hier nach Arabien angekündigt. In dem Buch schreibt der Kabarettist über berühmte Deutsche, die eine Reise nach Arabien unternahmen. Karl May ist dabei zwar nur einer unter insgesamt 33 Personen, aber wegen der Veranstaltungsreihe und dem besonderen Jahr wurde er natürlich entsprechend hervorgehoben.

 

Christian Springer, der einst "Semitik" (arabische Sprachen) studierte, entpuppte sich in dieser Lesung als hervorragender Karl May-Kenner. Er hat ja auch mit Karl May lesen gelernt und dabei auch mit Band 1 ("Durch die Wüste") begonnen (dies hat er im übrigen mit dem Schreiber dieser Zeilen gemein). Daher kommt auch sein Interesse für den Orient im Allgemeinen, als auch für den von May beschriebenen.

 

"Auf den ersten Seiten des Bandes Durch die Wüste erfährt der Leser mehr über Araber und Islam als in 3 Jahren heute-Nachrichten und Tagesschau zusammen - natürlich zugespitzt und für den erwachsenen Weltbürger wahrscheinlich zu wenig dialektisch aufbereitet. Egal, denn Karl May vermittelt das Gefühl, dass es in der unbekannten Welt draußen viel Fremdes und Merkwürdiges gibt, das aber trotz aller Verschiedenheit seine Berechtigung hat. Im Gegenteil: Halef und Kara, Muslim und Christ, werden Freunde fürs Leben." (Christian Springer "Wo geht's hier nach Arabien", Blessing Verlag, 2011, Seite 80)

 

Er beschreibt dann (und das war auch Teil seiner Lesung) die große Orientreise Mays 1899/1900, wobei er - erst im Gegensatz zum oben genannten Freundespaar - auf das Verhältnis Mays mit seinem arabischen Diener Sejd Hassan eingeht, das dann doch auch zu einem (fast) freundschaftlichen wird.

 

Durch seine arabischen Sprachkenntnisse konnte Springer auch (i.W. zwei) "Fehler" im May'schen Arabisch angeben, nämlich außer dem (was eigentlich auch jeder schon weiß), daß Nemsi "Österreicher" heißt, Rih im arabischen zwar "Wind" heißt, aber dass dieses Wort im Arabischen weiblichen Geschlechtes ist und daher für einen Rappen absolut unpassend.

 

Springer las außerdem noch aus den Kapiteln über Kaiser Wilhelm II., Franz Josef Strauß, Karl Marx und Bastian Schweinsteiger und deren Orientreisen.

 

Sehr schön fand ich auch die Kurzgeschichte im May'schen Stil über unseren Teppiche kaufenden Minister in Kabul.

 


 

Für die Erstellung des Textes über C. Springer herzlichen Dank an
Hr. Moritz

 

Für die Erstellung der Bilder sowie die Erlaubnis, die Bilder veröffentlichen zu dürfen, herzlichen Dank an
Hr. Springer (Bilder 19, 20, 21, 22)
Fr. Hafer-Drescher und Fr. Grabmeier, Stadtbücherei Lauf (Bilder 19, 20, 21, 22)
Hr. Moritz (Bilder 21, 22)
Fr. Steinel (Bilder 21, 22)

 


 

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