Carl Friedrich May

* 25. Februar 1842
Ernstthal

† 30. März 1912
Radebeul

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"Reite immer der Sonne entgegen"

 

Diese Worte werden für mich noch eine Bedeutung bekommen, ohne dass der Verfasser dieses Wunsches, Frank Behrendt, dies auch nur ahnen konnte...

 

Karl May Tagung in Wien

 

- ein wunderbarer Grund für mich, nun zum bereits vierten Mal Österreichs Hauptstadt Wien einen Besuch abzustatten.

 

Nachdem vor einigen Jahren aus unserer Runde unser Karl May-Freund Helmut Moritz mit dem PKW nach Wien gefahren ist, entschied sich Klaus Düdder, nicht mit dem ICE, sondern mit dem PKW nach Wien zu reisen - mit dem unbestrittenen Vorteil: So konnte der Koffer für jedes Wetter gefüllt werden! Das passte mir prima, denn als Frau will man schließlich für jedes Wetter gerüstet sein - immerhin ist die Tagung im September und man spricht dann schon von Herbst.

 

Allerdings - ich hätte es besser wissen müssen. In all den Jahren, in denen wir zur Karl May-Tagung nach Wien fuhren, zeigte sich der Herbst von seiner besten, nämlich von der "goldenen" Seite. So natürlich auch dieses Mal.

 

Donnerstag

 

Gut gelaunt fuhren wir also von Nürnberg aus los, denn: Das Navi würde uns schon den richtigen Weg weisen. Leider tat es das nicht. Das machte uns erst einmal keine großen Sorgen. Die blauen Schilder auf der Autobahn wiesen uns den Weg. Regensburg, Straubing, Passau… doch dann Stau auf der Autobahn vor Passau!

 

Unsere Überlegung: Wir fahren ab von der Autobahn, umgehen den Stau, indem wir auf der Landstraße nach Österreich fahren und dann wieder auf die Autobahn, nachdem wir die Grenze bei Schärding überquert haben. Uff!

 

Ich habe keine Ahnung, wie Old Shatterhand und seine Freunde ohne elektronische Navigationshilfe durch den wilden Westen kamen. Man verlässt sich so auf die Technik und ist verlassen wenn man von der Technik verlassen wird... ;-)

 

Also kamen wir auf die Idee, an Tankstellen nach Straßenkarten zu fragen. Nach der fünften Tankstelle gaben wir es auf: "Straßenkarten verkaufen wir schon lange nicht mehr. Die werden nicht mehr benötigt, es haben doch alle ein Navi."...

 

So lernten wir Österreich aus einer sehr neuen Perspektive kennen. Wir haben viel gesehen - nur nicht mehr den richtigen Weg, denn die Sonne wurde auch schon müde, sie versank nämlich inzwischen am Horizont hinter der Wachau. Aber dank meines Mannes erhielten wir telefonischen Navi-Support. Er lotste uns per Telefon zurück auf die Autobahn. Das ging dann auch wirklich flott. Endlich am Stadtrand von Wien angekommen, war nochmals Telefonsupport erforderlich (es war jetzt schon dunkel) - doch endlich erreichten wir das Tagungshotel. Wir lernten: Der Stau auf der Autobahn dürfte sich schneller aufgelöst haben als unsere Fahrt gedauert hat… In der Lobby saßen dann zwei Karl May-Freunde: Schwester Mirjam und - aus der Schweiz - Lorenz Hunziker. Durch sie erfuhren wir, dass Sissy Kolb gemeinsam mit Peter Baldia Marie Versini vom Flughafen abholte, und so warteten wir gemeinsam auf "unsere Nscho tschi" und freuten uns sehr, als wir sie am Donnerstagabend noch begrüßen konnten.

 

Freitag

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück statteten wir zuerst der Einkaufsstraße in der Nähe des Hotels einen Besuch ab. Das Ziel war, etwas ungemein Wichtiges, etwas, was wir schmerzlich vermisst hatten, zu kaufen, nämlich… einen Städteatlas. Für die Rückfahrt waren wir nun gewappnet und damit unabhängiger von der Technik!

 

Des Nachmittags wurden alle Tagungsteilnehmer von Hubert Havlicek und Elisabeth Kolb herzlich begrüßt. Danach startete Katharina Maier mit dem Eröffnungsvortrag "Von grünen Männern und Wildweibchen". Was mich für einen Moment - aber nur für einen Moment - an die verirrte Anfahrt bei Dämmerung denken ließ...

 

Auf die Vortragsinhalte gehe ich in diesem Artikel nicht ein. Die findet der Interessierte an anderer Stelle zum Nachlesen. Kurz angemerkt sei aber: Die Vorträge waren gelungen, es war eine abwechslungsreiche Auswahl und es war sicher für jeden Karl May-Freund etwas dabei, zumal neben den Vorträgen sowohl ein Büchertisch vom Karl May Verlag als auch ein Büchertisch einer Wiener Buchhandlung, die noch Karl May-Bücher im Sortiment hat, bereitstanden.

 

Ferner gab es ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, wie zum Beispiel zwei Rätsel, die wir Tagungsteilnehmer lösen konnten. Dafür hatten wir in der Mittagspause Zeit.

 

Bei dem ersten Rätsel wurde ein Lösungswort gesucht. Dafür jedoch mussten Fragen rund um das "Mayversum" beantwortet werden. Aus diesen Antworten wurden dann einzelne Buchstaben entnommen, mit denen das gesuchte Wort zu bilden war. Des Rätsels Lösung lautete (natürlich): "May-nungen".

 

Ob es ein Zeichen sein sollte, dass als Stargast eine Frau eingeladen war? Nämlich Marie Versini - und dass gerade deshalb drei Frauen die Gewinnerinnen des ersten Rätsels waren? Jedenfalls hatten Florentine Havlicek, Monika Ratzenhofer und Gabriela Steinel alle Fragen richtig beantwortet, das Lösungswort gefunden, und so freuten wir uns alle drei über je eine süße Überraschung aus Schokolade sowie ein handsigniertes Exemplar des Buches "Die Winnetou-Strategie" von Frank Behrendt.

 

Am Anfang meines Artikels steht das Zitat "Reite immer der Sonne entgegen". Dieser wunderbare Wunsch steht als Widmung des Autors Frank Behrendt in eben diesem Buch "Die Winnetou Strategie".

 

Nun jedoch konnte man den Eindruck gewinnen, die Männer seien bei den Gewinnen etwas unterrepräsentiert, und vielleicht deshalb, also zur Erfüllung der obligatorischen Männerquote, überraschte Fortuna bei dem zweiten Rätsel Klaus Düdder. Sein Gewinn war ein Filmplakat zu dem Kinofilm "Unter Geiern".

 

Bei dieser Wiener Tagung war aber sicherlich Stargast Marie Versini der besondere Höhepunkt. Gemeinsam mit ihr besuchten wir Wiens ältestes Kino, die "Breitenseer Lichtspiele". In ihrer Anwesenheit genossen wir in dem gut besuchten Kino gemeinsam den Film "Winnetou I".

 

Samstag

 

Nach den Vorträgen am Samstagvormittag gehörte der Nachmittag dann auch dem liebenswerten Gast aus Frankreich.

 

Peter Baldia, der seit seiner Kindheit ein treuer Verehrer von Marie Versini / Nscho tschi ist, erzählte anschaulich aus ihrem Leben. Im Anschluss führte Walter Gellert mit Marie ein sehr interessantes Gespräch. So fragte Gellert u.a., wie Lex Barker so als Kollege und als Mensch war. Marie antwortete mit ihrem zauberhaften Nscho tschi-Lächeln: "Lex war meine große Liebe. Als Kollege war er sehr aufmerksam und ein sehr angenehmer Mensch." (Pers. Anmerkung der Verfasserin: Anders hätte ich es auch nicht von meinem Helden aus Kindertagen erwartet!).

 

Sehr berührend war zum einen der Moment ihrer Aussage, von den ehemaligen Kollegen würde keiner mehr am Leben sein, aber auch, als sie uns Zuhörern sehr private Einblicke in ihr Leben gab. So sprach sie z.B. über ihren vor einigen Jahren von ihr gegangenen, geliebten Mann Pierre Viallet.

 

Nach dem Interview signierte Marie Versini geduldig Autogrammkarten, Poster, Fotos und ihre Bücher ("Ich war Winnetous Schwester", "Rätsel um N.T.", "N.T. geht zum Film" und "Puck, eine Hündin erzählt"). Ich fragte mich im Stillen, ob ihr nicht irgendwann beim Signieren die Hand weh getan hat...

 

Ging mit der Autogrammstunde dann der Samstag zu Ende?

 

Aber nein, denn wir trafen uns alle am frühen Abend in der Hotellobby, um gemeinsam zum Heurigenabend in das "10er-Marie", einem bekannten und beliebten Lokal in Wien, zu fahren. Dies war eine charmante Idee da der Name doch zu dem lieben Gast aus Paris passte. In gemütlichem Ambiente, bei leckeren Speisen und fröhlichen Gesprächen ließen wir den Abend ausklingen.

 

An dieser Stelle ist es Zeit für mich, einmal anzumerken, dass es mir wieder einmal eine große Freude war, lieb gewonnene Karl May-Freunde wiederzusehen, neue kennenlernen zu dürfen, gemeinsam über unseren Schriftsteller zu reden und - was mindestens genauso wichtig ist - zu lachen. Manchmal war es nur ein Wort, das für Erheiterung sorgte. Ein solches Beispiel gefällig? Füdlibagge! Was das wohl bedeutet?

 

Kleine Hilfe: Es ist ein Wort der Schweizer Karl May-Freunde Elmar und Charlotte, als es auf unserer Sitzbank ein bisserl eng wurde.

 

Die Auflösung gibt es dann bei der nächsten Karl May-Tagung in Wien - in zwei Jahren ;-)

 

Sonntag

 

Den Stadtspaziergang am Sonntag habe ich geschwänzt.

 

Mein Wunsch seit vielen Jahren war, einmal den Tiergarten direkt angrenzend an den Park von Schloss Schönbrunn zu besuchen, wenn auch dieser Besuch nicht direkt etwas mit Karl May zu tun hat. Indirekt aber in jedem Falle, denn ich konnte Löwen respektvoll bewundern, die Dickhäuter (also die Elefanten) bestaunen, Kamele und Bären betrachten… schießen konnte ich dann auch - allerdings nicht mit dem Bärentöter, sondern mit meiner Kamera.

 

Montag

 

Am Montag fuhren wir, dank des neuerworbenen sprechenden Buches (umgangssprachlich "Straßenkarte" genannt) ohne Umwege und Stau zurück in unsere fränkische Heimat nach Nürnberg.

 

Zum Schluss meines Berichtes fehlt nun noch der Dank.

 

Danke Sissy, für eine wiederum gelungene Tagung. Danke an alle Deine "Helferlein" im Hintergrund. Danke für die vielen harmonischen Gespräche mit gut gelaunten Karl May Freunden und danke an das wunderbare sonnige Herbstwetter, ganz nach dem Motto:

 

"Reite immer der Sonne entgegen"

 

Howgh!

 

Gabi Steinel

 

Der Webmaster dankt:
- G. Steinel für die Erlaubnis, den Bericht veröffentlichen zu dürfen.


 


 

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